K. K. Zentral-Kommission zur Erforschung und Erhaltung der Kunst- und historischen Denkmale 6. (Wien, 1907)
Oswald Redlich: Das Archivwesen in Österreich
4 Oswald Redlich Beamten und für die Errichtung neuer Archive, sowie für Zusammenfassung der staatlichen Archivbeamten in einen gemeinsamen Status. Es wurden die Anforderungen für die Anstellung im staatlichen Archivdienste normiert, es wurden die „Grundsätze einer Archivordnung“ ausgearbeitet, welche alle wesentlichen Momente für Ordnung, Verwaltung, Benützung, Verwertung und Ausgestaltung der Archive berücksichtigen1). Es wurden ferner in den Jahren 1898 und 1899 die prinzipiellen Gesichtspunkte für die Aktenausscheidung (Skartierung) festgestellt und es wurden eingehende Beschlüsse über die Bearbeitung und Herausgabe von übersichtlichen Inventaren der staatlichen Archive gefaßt2). Diese Beschlüsse und Anregungen des Archivrates wurden von Seite der Regierung in anerkennenswertem Masse realisiert. Es wurden das Archiv des Ministeriums des Innern und das Adelsarchiv in diesem Ministerium, die Statthaltereiarchive in Wien3), Prag, Innsbruck und Zara und das Regierungsarchiv in Salzburg in diesem Sinne organisiert, mit im allgemeinen ausreichenden und entsprechend abgestuften Stellen ausgestattet, die Beamten aller dieser Archive (und der Bibliothek im Ministerium des Innern) wurden in einem gemeinsamen Status vereinigt. Die Prinzipien für die Skartierungen wurden vom Ministerium des Innern für die ihm unterstehenden Behörden bindend aufgestellt und seitdem ist die frühere Praxis unmöglich gemacht, welche zur Aktenausscheidung irgendwelche ausgediente Kanzlisten verwandte und eine förmliche Prämie * *) *) Diese „Grundsätze“ sind gedruckt in den Mitteilungen der Arcliivsektion 4, 382 ff. *) Vgi. ebenda S. 376 ff. *) Dieses Archiv war im Jahre 1891 bereits zur Auflassung und Aufteilung unter andere Wiener Archive bestimmt. Bei einer zu diesem Zwecke einberufenen Enquéte bewirkte jedoch das sachgemäße Votum des Archivdirektors im Ministerium des Innern, Dr. Th. Fellner, daß das Archiv vor diesem Schicksal bewahrt blieb. Durch die kräftige Fürsorge des Statthalters Grafen Kielm ansegg wurden dann dem Archiv schon 1893 und 1894 neue Räume und eine neue Einrichtung zuteil. Vgl. Mitt. d. Arehivsektion 2, 241 ff.