K. K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Kunst- und historischen Denkmale 4. (Wien, Leipzig 1899)

A. Czerny: Das neue Landes-Archiv in Linz und seine Ausgestaltung in der Zukunft

Linzer Archiv. 79 Protokolle und dergl., überhaupt nur Sachen, die auf das ehemalige Rentwesen der herrschaftlichen Güter Bezug haben, befinden“. Mit diesen Worten hat der Beamte die Papiere so vieler ehemaligen Patrimonial-Gerichte und ihr Schicksal beschrieben. Ich kenne eine ganze Reihe von Schlößern, wo vor 20 Jahren viele solche und noch andere alte Kanzleireste vorhanden waren. Wenn man wüßte, welchen Werth oft alte Rechnungen, Dienst- und Steuer­bücher für die Geschichte der Preise in verschiedenen Gegenden und verschiedenen Zeiten haben, wie die Guts- bewirtbschaftung und oberherrliche Verwaltung, interessante locale Eigenheiten oder Rechtsgewohnheiten dadurch auf­gehellt werden, so würde man wohl die Geringschätzung ablegen und diese Dinge der Geschichte zu Liebe an bessere Aufenthaltsorte bringen 1). Wie uns das Inventar eines Schloß- und Gerichtsherrn einen Blick in das gemüthliche Leben des Landedelmannes eröffnet, so könnten wir aus einem alten Urbar, z. B. dem auf Schloß Altenhof vom Jahre 1225, eine Seite aus dem Leben des Bauersmannes in sehr früher Zeit kennen lernen; dann aus den vielen Lehen-Büchern in den zerstreuten Schlößern der Familie Starhemberg aus dem 14. bis 17. Jahrhundert uns über die Zahl und Beschaffenheit der rittermäßigen und Bauernlehen, der Mannschaft dieser uralten mächtigsten ober-österreichischen F'amilie unterrichten. Solch vereinzelter Besitz ist immer wissenschaftlich und materiell gefährdet. Erbtheilungen oder Güterverkauf bringen solche vereinsamte Documente oft in gleichgiltigere Hände und werthvolles wird Verächtern zu Theil. Wie viel besser ist das in den *) *) Ein Muster, welcher Gewinn aus alten Inventuren und Wirth- sehaftsbiichern der Culturgeschichte erwachsen kann, ist das Werk des Prof. Laurenz Pröll: Ein Blick in das Hauswesen eines österreichischen Landedelmannes aus dem ersten Viertel des 17. Jahrhunderts. Wien 1888 und 1889. Als in den fünfziger Jahren die Registratur des Schloßes Perg bei Rohrbach veräußert wurde, kaufte eine Köchin das Inventar der Ver­lassenschaft des Erasmus von Rödern ; auf diesem ist die geistreiche Arbeit aufgebaut.

Next

/
Thumbnails
Contents