Szabó József: Magyarországi és jugoszláviai magyar nyelvjárásszigetek - Dél-Alföldi évszázadok 3. (Békéscsaba - Kecskemét - Szeged, 1990)

Linguistische und siedlungsgeschichtliche Untersuchungen der ungarischen Dialektinseln in Ungarn und in Jugoslawien (Zusammenfassung)

Bevölkerung der Neusiedlungen in größer Zahl aus zwei oder mehreren Mundartgebieten kam, und jede Schicht ihren eigenen Dialekt bewahrt hat. Unter diesen Mundarten erfolgte während des langen Zusammenlebens eine Mischung. Wir müssen bei der Bestimmung der Mischmundartinseln mit besonderer Sorgfalt umgehen, damit man auf sprachlich-dialektaler Grundlage einen begründe­ten siedlungs- und bevölkerungsgeschichtlichen Schluß ziehen kann. Für die Erscheinung nämlich, die nichts als die irrtümliche Feststellung der Herkunftsgegend aufgrund sprachlicher Eigenschaften bedeutete, und die SCHIRMUNSKI eine „dialektgeographische Illusion" genannt hat (siehe ausführlicher: 1930, 178), finden wir in der deutschen Dialektologie mehrere Beispiele (vgl. z.B. VEITH: 1969; HUTTERER: 1982, 180). In der deutschen Sprachinsel­forschung nimmt übrigens die Problematik der Mischmundarten und in diesem Zusammenhang die Untersuchung der Mischung und des Ausgleichs der Mundarten einen wichtigen Platz ein (siehe ausführlicher z.B. SCHWÖB: 1971; HUTTERER: 1982,179-181). b) Linguistische und siedlungsgeschichtliche Lehren Die Mehrheit der in linguistischer Hinsicht beachtenswerten Ergebnisse gehört — infolge der Eigenart meines Untersuchungsmaterials — in erster Linie zum Themenkreis der Dialektologie. In dialektologischer Hinsicht rechne ich zu den Ergebnissen meiner Untersuchungen, daß ich über einige Forschungspunkte des MNyA. — hoffentlich überzeugend — beweisen konnte: die Mundart der dortigen Bewohnerschaft ist in einer Dialektinselstellung. Die Analyse des sprachlichen Materials der Mundartinseln hat auch einige dialektgeschichtliche Ergebnisse gebracht. Der Selbstlaut ö — wie bekannt — gab es z.B. in dem urungarischen Zeitalter noch nicht; er begann sich erst in der altungarischen Epoche herauszubilden, und zwar anfangs in unbetonter Position. An einigen Forschungspunkten des MNyA. kann man auch noch heute diesen Sprachzustand beobachten. Auf Grund meiner Untersuchungen hat sich die Möglichkeit geboten, auch einige allgemeine linguistische Lehren zu ziehen. Aus der Analyse einiger phonetischer und lexikalischer Eigentüm­lichkeiten geht es eindeutig hervor, daß die Beziehungen zwischen Gegenden und Ansiedlungen in der Ausbreitung der dialektalen Erscheinungen und in deren Aufbewahrung auf den Dialektinseln eine wichtige Rolle spielen, und auch der Umstand, wie weit die Bevölkerung der Mundartinsel geographisch von ihrer Herkunftsgegend kam. Es ist auch eine beachtenswerte Lehre, daß sich bestimmte lexikalische Elemente — trotz bedeutender Veränderlichkeit des Wortgutes — in der neuen dialektalen Umwelt mehrere Jahrhunderte nach der Trennung von der ursprünglichen Mundart zäh bewahrt haben. Die siedlungsgeschichtlichen Lehren meiner Untersuchungen summierend kann festgestellt werden, daß meine primär auf sprachlich-dialektaler Grundlage gezogenen Schlüsse — im Fall mehrerer Mundartinseln — die Ergebnisse der lokalhistorischen Forschungen bestätigen oder präzisieren. In der Zeit der türkischen Herrschaft (im 16—17. Jahrhunderten) hatten zwar die einzelnen Landesteile keine dauerhaften Grenzen, aber die verschiedenen geschichtlichen Quellen zeigen eindeutig, daß die mittleren Gebiete unserer Heimat wegen der türkischen Verwüstung am meisten gelitten haben. Deshalb sind die meisten Dialektinseln im 18. Jahrhundert eben in diesen Gegenden entstanden. Wenn wir die Gebiete der die während der türkischen Herrschaft schwere Verwüstungen erlittene Komitate Baranya und Tolna, wohin eine zahlreiche deutsche Bevölkerung aus verschiedenen Gegenden Deutschlands im 18. Jahrhundert umgesiedelt ist (siehe ausführlicher: HUTTERER: 1960; BELLER: 1981), nicht berücksichtigen, können wir auf Grund der geographischen

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