Evangélikus Elemi Iskola, Budapest, 1880

20 Ein eindringliches Fixireu des Kindes, ohne vorher ein Lan­ges und Breites geredet zu haben, wird in den meisten Fällen von Erfolg gekrönt werden. Entziehe ihm nach einer Lüge dein Vertrauen eine Zeit lang. Endlich mögen eindringliche und gründliche Auseinander- Setzungen folgen ; man stellt dem Kinde vor, wie schwer es sich durch ein solches Verfahren an den Eltern, an seinen Geschwistern, an dem Gesinde, vor Allem aber am liehen Gott vergass; wie es von Niemandem geliebt, von Jedermann aber gemieden werden wird etc. etc. und wir hoffen, dass dem Uebel, wenn auch nicht auf einmal, — Fehler sind stets schwer auszumärzen — abgehol­fen werden wird. An der kindlichen Seele darf man eben nie ver­zweifeln, immer muss man das Beste erhoffen. Endlich wollen wir zum Schlüsse noch von der Anleitung zur Selbstthätigkeit sprechen. Diese erstreckt sich sowohl auf das elterliche Haus, als auch auf die erste Hilfsanstalt desselben, auf den Kindergarten. Viele Eltern meinen, man solle den Kindern vor dem zu­rückgelegten 6. Jahre nichts, aber auch rein nichts lehren. Das ist ein arger Fehler. Das Kind muss vom frühesten Alter an gewöhnt werden. Nichtsthun erzeugt Langweil, hemmt auf dieser Stufe die Entwickelung der geistigen Kräfte, was doch sorgsam vermieden werden soll. Soll man das Kind also schon in seiner frühesten Jugend etwa zum regelmässigen Unterricht anhalten? Dies ist durchaus nicht nofchwendig. Lassen wir das Kiudlein bei seinem Spiele, so lange es sein kann; die Zeit des Lernens, des Viellernens, rückt ohnedies mit gewaltigen Schritten heran. Bewahre dein Kind vor Sorgen, besonders vor unnöthigen; denn mit dem Tage, als dasselbe die Schwelle der Schule Übertritt, beginnen die Sorgen des Lebens, welche, von nun an es nicht wieder verlassen, welche erst mit dem Tode ihren Abschluss finden. Entwickle und fördere aber die Selbstthätigkeit deines Kindes im Spiele und in allen seinen Handlungen, damit es schon in zartester Jugend spielend erlerne, dass man, um zu schaffen da sei. Das Beispiel der Eltern gut gearteter Kinder wird ihm auch hierin von Vortheil sein. Aber nicht alle Eltern sind in der Lage, ihr Kind stets selbst zu leiten; sie sind auf Andere angewiesen, die an ihrer Stelle die Fortbildung des Kindes in die Hände nehmen. Diess war der Grund zur Errichtung von Anstalten, die man Krip­pen oder Kleinkinder sch ulen genannt hat. (In Holland gab es schon im vorigem Jahrhunderte, um 1770 sogenannte Spielschulen; Deutschland, England, folgten bald dem Beispiele, in Ungarn wissen wir, welch’ unsterbliche Verdienste sich die Gräfin Therese Brunszwik um die Krippen und Spiel- schulen erworben.) Heute ist man von der Nothwendigkeit derartiger Anstalten in dem Masse durchdrungen, dass es in civilisirten Ländern wohl kaum eine Provinziilstadt mehr giebt, in welcher ähnliche Auf­sichtsanstalten, und Gottlob! in bereits bedeutend verbessertem Stadium, — wir meinen die Fröbelgärten — nicht vorhanden

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