Evangélikus Elemi Iskola, Budapest, 1879

10 Kann es nicht geschehen, dass ein Kind denselben, sei’s aus Ueber- muth oder aus Boshaftigkeit, einsteckte? Muss da der Lehrer nicht selten eine Untersuchung anstellen ! Und was soll man in solchen Fällen thun ? — Bringt der Lehrer einige — und vielleicht ge­rade Unschuldige - in Verdacht, werden da diese Armen nicht gebrandmarkt vor der ganzen Klasse ? Hält er aber bei Einigen aus Verdachtsgründen Untersuchungen, so verletzt er ihr sittliches Ge­fühl, und ladet in solchen Fällen nicht selten auf sich und die Schule den geisechtfertigten Hass des elterlichen Hauses. Solchen Unannehmlichkeiten vorzubeugen, wäre es unbedingt erwünscht, wenn nicht geradezu geboten, die Gelder vor Beginn des Unterrichtes einzusammeln. Hier tritt aber die Frage in den Vordergrund : welche Tageszeit sei die geeignetere, der V o r- mittag oder der Nachmittag? Nach unserm Dafürhalten wäre die Morgenzeit hiezu nicht geeignet. Unsere Schüler sind, iheils ihren Wohnort, theils häusliche Verhältnisse in Betracht gezogen, durchaus nicht in der Lage, dass sie — namentlich in den Wintermonaten oder bei un­günstiger Witterung, auch nur eine halbe Stunde vor dem Unter­richte in der Schule sich versammelten; so viel Zeit müsste aber dem ein tragenden Lehrer unbedingt zur Verfügung stehen, und dies umsomehr, wenn von stark besuchten Schulen oder solchen die Rede, welche von Kindern wohlhabender Eltern besucht werden. Den geeignetsten Morgenunterricht aber, der Schulsparkassen we­gen, zu verkürzen — und betrüge der Abgang desselben auch nur eine Viertelstunde täglich, — halten wir für zweckwidrig. Nachdem also die Morgenstunden zur Handhabung der Schul- Sparkassen nicht geeignet erscheinen, bliebe nichts übrig, als die Zeit vor Beginn des Nachmittagsunterrichtes dazu zu verwenden. Untersuchen wir, ob diese Zeit dem geplanten Zwecke entspricht, indem wir dabei uns er e Verhältnisse ins Auge fassen. Der grössere Theil unserer Schulkinder verlässt die Schule erst nach 11 Uhr; ja die Mädchen, welche in den Handarbeiten Unterricht erhalten, erst nach 12 Uhr. In den meisten Häusern wird erst um 1 Uhr zu Mittag gespeisst; somit bleibt unsern Schulkindern kaum mehr als eine halbe Stunde freie Zeit, von welcher zur Vorbereitung für den nachmittägigen Unterricht auch noch etwas bleiben muss. Wäre es nun wirklich vernünftig gehandelt, wenn wir unsern Kindern auch noch die kurze Spanne Zeit, welche zu ihrer leiblichen wie geisti­gen Erholung dienen soll, entzögen, damit sie noch ein paar Kreuzer in die Schulsparkasse einlegen könnten ? Oder ist anzu­nehmen, dass etwa die Eltein den Schulsparkassen zuliebe eine neue Hausordnung einführen werden. Wir können eine derartige Ueberbürdung und ein solches Herandrängen an das Kind nicht gutheissen; ebensowenig glau­ben wir es, dass die Eltern der neuen Institution wegen den ge­wohnten Gang des Hauses ummodeln, verändern sollten.

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