Evangélikus Elemi Iskola, Budapest, 1879
6 Unser erstes Bedenken richtet sich gegen die Reinheit de r Quellen der nutzenbringend anzulegenden Gel- der. So wie die Taufe ohne Kind nicht zu vollziehen ist, eben so wenig ist ein Ersparen ohne Geld denkbar.Auf welche Art und Weise aber Geld erspart werden kann, das ist eine Sache, die uns nicht gleichgültig sein darf. Zum Erwerb des Vermögens, oder richtiger gesagt : in den Vermögensbesitz gelangen wir, wie allgemein bekannt, mittelst dreier — durch sittliche Gesetze sanktionirte Wege, nämlich: durch Arbeit, Erbschaft und A nijM hme von Geschenk e n. Es ist wol überflüssig zu erwähnen, dass der Schüler der Volksschule zugleich Arbeiter sein könne; von einem Erwerb kann also hier keine Rede sein. Und betritt derselbe später entweder die wissenschaftliche Laufbahn, oder irgend eine praktische: in jedem Falle werden Geist, Körper und Zeit desselben derartig in Anspruch genommen sein, dass es als Sünde gegen die künftige Generation zu betrachten wäre, wollte man einen solchen seiner wenigen, freien Zeit — nur das „Sparen vor Augen haltend“ — berauben, wodurch seine physische Entwickelung zweifelsohne Einbusse erleiden müsste! Mit diesem Letzteren wollen wir indess nicht im Entferntesten gesagt haben, dass das Kind, namentlich dann,— wenn es dem Jünglingsalter zureift, ausserhalb der Schule an nichts denke, nichts anders thue, als sich nur zerstreue, oder seine freie Zeit nur mit sinnlosen Spielen zubringe; im Gegentheil: geben wir ihm Beschäftigung, aber solche, welche seiner Sphäre, seinem Alter und seinen Kräften entspricht; allein die Arbeit sei nichts anderes, als der schuldige Tribut der kindlichen Dankbarkeit für die elterliche Liebe und Sorgfalt, dessen süssester Lohn einzig und allein in dem Selbstgefühle pünktlicher und .treuer Pflichterfüllung bestehe. Wenn aber das Kind kein Geld erwirbt — und wie selbstverständlich, auch keines erwerben kann, — woher soll es das zu ersparende Geld nehmen? Der zweite Weg, sein Vermögen zu vergrössern — die Erbschaft — kann hier selbstver- ständlich nicht berücksichtigt werden, es bleibt somit nichts anderes übrig, als die dritte Quelle: d i e Annahme von Geschenken. Es gäbe auch noch einen Mittelweg — welchen die Freunde der Schulsparkassen einstimmig als eine sichere Quelle des Ersparens bezeichnen — nämlich das Wirthschaften mit der für Jause erhaltenen Summe. Darauf bezüglich aber erklären wir ganz entschieden, dass wir die Gewohnheit der Eltern, ihren Kindern anstatt Brod oder Obst, Geld zu geben, durchaus für unrichtig halten.