Bizalmas Értesítések 1922. június-júlis
1922-06-18 [1457]
Wien, 17. Juni ,/BrivatMlduflg des ÜTKB/ Die Mehrzahl der heutigen Abendblatter beschaftigt sich mit den morgen stattfindenden Wahlen im abgetrennten westungaríschen Gebiét« Das Neue Wiener Abendblatt sobreibt unter and erem, daas die Wahl am morgigen Tago ein neues Bekenntnls der Burgenlandbewohner zur Republik Osterreich sein wird» Die kleicen Dissidentengruppen, die es da und dort noch gibt, sind nicht einmal mit eigenen Wahllisten aufgetreten, ihre Niederlage war ihnen von vornherein so gewiss> dass sie nicht erst sohwars auf weiss bescheinigt habén wollttn» Die Wiener Stimmen betonén, dass die Burgenlander morgen erfahren werden, weiah erheblicher ünterschied zwischen österreichischen und ungarischen Wahlen besteht, Wenn es auch in üsterreich nicht an Partéién fehlt p die auf den Wahlterror nicht ganz zu verzichten vermögen und ihn unbedenktlich anwenden, wo sie sich sicher fühlen, so iat dies eben dooh nur der Terror von Partéién,gegen den es Abwehrmittel und wenigstens in der Hegel behördlichen Schutz gibt , Wien, 17 „Juni./Privatmeldung des UTKtí/ Der Abend schreibt unter den Titel " Horthy denkt an den Rücktrit t M s: Vor Bekanntgeben der Uamensliste der neuen Regierung des Grafen Bethlen verbreiteten sich in Budapest Gerüchte übor einen bevorst ehenden Richtungawechsel der ungarischen Politik und einen baldigen Rücktrltt des Reichsverwesers Horthy,Die Gerüchte gingen auf eine Aeusserung des gewesenen Ministerprasidenten Stefan Priedrich zurück. der erklart hatte, dass die Regiérung einen ausserordentlichen Ministerrat abgehalten habe, in dem Graí Bethlen mitteilte, dass Horthy sich genötigt sehe, abzudanken und dass der Nachfolger Horthys Gráf Bethlen sein verde, Die űachricht wurde bestritten, sie besitzt aber doch einen gewissen greifbaren Hintergrund, denn Horthy ist sehr erbittert wegen der Wahlaiege der lieberalen Opposition, in erster Reihe der Sozlaldemokraten, die kein Geheimnis daraus machen, dass sie im Parlament s&mrliche Greueltaten der Schreckensharrachaft und den Anteil des Reichsverwesers daráin enthüllen werden 0 Andererseits fürchtet sioh Horthy vor der angekiindigten Kundgebung der opposititonellen Abgeordneten anlasslich der Eröffnung dor neuen Nationalversammlung, wo der Altersvorsitzende Gráf Apponyi eine ernste Srklarung in bezúg auf die Gesetzwidrigkeit der Wahl en und des Regierungssystems vorzulesen gedenkt. Bach einer lángon Beratung mit dem Grafen Bethlen und mit seinem Vertrauensmann Gömbös hat Horthy angeblich beschlossen, vor selnem Rücktrltt noch einen letzten Ver auch zur Rettung seiner Stella unternehmen,Er will eine liberale Eröffnungsrede haltén uná andeuten, dass mit der neuen Regierung eine neue Zeit beginnen werde. Gráf Bethlen hat die neue Regierung ausschliesslich aus Mltgliedern der gewesenen Tiszapartei zusammengesetzt, die man im Verhaltnis zu den Gömbös-Leuten allgemeln als liberal denkende Politiker im altén Tiszasinne betrachtet. Sie sind selbstverstandlich ohne Ausnahma legitimistasch . gesinnt, wodurch Horthy und Gráf Bethlen die liberale Opposition sowie die Legitimisten sich zu verpflichten wünschen. Andererseits wird die neue Regierung als Kabinett der eisernen Hand bezeichnet und angedeutet, dass Gráf Bethlen nici^s dagegon habe, einige Schandgesetze des