Evangelischen obergymnasiums, Bistritz, 1873

15 Zweite, beziehungsweise dritte Uebersetzung — Sprachliche und sachliche Erklä­rung —- Musterübersetzung des Lehrers. — Dem grammatisch-syntaktischen Unterricht, der in Tertia und Quarta ab­gesondert von der Lektüre zu behandeln ist, sind von den 6 Lateinstunden wö­chentlich 2 zu widmen. In diesen ist das bereits in den frühern Classen Er­lernte zu sichern, zu vervollständigen und die gesammte Syntax in ihren Haupt­umrissen zu beendigen. In diese Stunden fällt auch die Uebersetzung aus dem Deutschen in das Lateinische, fällt die Zurückgabe der schriftlichen Arbeiten, die Anfertigung der Compositionen sowie die später zu erwähnende Vorübung dazu. Somit ist, um die Menge des Stoffes zu bewältigen, eine sorgfältige, gewissenhafte Benützung der Zeit, sowie stete Verbindung und Zurücksührung aller dieser Uebungen auf den eigentlichen grammatischen Unterricht dringend geboten. Hinwiderum muß die Grammatik in enge Beziehung zur Lektüre gebracht werden, so daß der Schüler sofort einsieht, eine genaue Kenntniß seiner Syntax sei unumgänglich nothwendig zum Verständnisse Cäsars. Erst aus dieser wechselseitigen Verbindung und Concentration des Unter­richts kann für den Schüler der gewünschte Erfolg erwachsen, den Satzbau der Sprache genau kennen zu lernen und den Gedanken möglichst schnell und klar zu erfaßen. Eingelernte grammatische Regeln sind zwecklos, wenn sie der Schüler nicht bei der Uebersetzung des Autors, oder bei seinen schriftlichen Auf­gaben verwerthen und dadurch erst verstehen lernen kann, sie werden sonst eben so schnell aus seinem Gedächtniße schwinden, als er sie darin ausgenommen hat. Mein Vorgang war dieser: Zuerst las ich die betreffende Regel den Schülern laut vor, dann übersetzte ich den ersten lateinischen Satz und versicherte mich durch daran geknüpfte Fragen, ob von der ganzen Classe die Regel ver­standen sei, dann übersetzte ich den zweiten, dritten nicht selten alle lateinischen Sätze. Bei einzelnen bereits in den früheren Classen berührten Regeln etwa über sec. 6. int. über ut, ne, quominus, quin, über indirekte Fragesätze nahm ich zuerst das Beispiel vor und ließ daran die Schüler das Gesetz finden. In der nächsten Stnnde verlangte ich präcise Wiedergabe der Regel mit dem memorirten ersten lateinischen Beispiel. Auf die andern Beispiele mußten die Schüler so vorbereitet sein, daß sie nach Vorsagen des Lateinischen sofort das Deutsche geben konnten und umgekehrt. War auf diese Weise ein bestimmter Abschnitt durchgenommen, so wurden zur Einübung desselben mit vorhergehender Präparation mir deutsche Sätze ins Lateinische übersetzt und bei der Repetition in der zweiten Hälfte jedes Seme­sters einschlägige Abschnitte aus Süpfle's Aufgaben zu lat. Stilübungen. Bei diesen Uebungen wurden dieselben Grundsätze befolgt, wie bei der Lektüre Cä-

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