Evangelischen obergymnasiums, Bistritz, 1872
7 Sohnes zu reißen. Der Tod ersparte ihm diese bittere Täuschung. Al- der König im November 1204 zu Erlau gestorben war, vergaß Andrea- bald auf die am Todtenbette seines Bruders beschworenen Verpflichtungen; seine Absicht, sich des Thrones zu bemächtigen, trat immer deutlicher hervor, so daß die Königin-Wittwe mit dem gekrönten Kinde Schutz und Sicherheit in Oesterreich suchte, wo sie von Herzog Leopold dem Glorreichen wohlwollend ausgenommen wurde Drohend forderte Andreas die Auslieferung der Geflüchteten und der Reichskrone. Leopold's Antwort war eine Kriegserklärung. Schon standen sich die Heere schlagfertig gegenüber, als der plötzliche Tod des jungen König- das Blutvergießen verhinderte und das Land von den Schrecken eines neuen Bürgerkrieges befreite. — So gelangte endlich Andreas nicht durch des Schwertes Gewalt, sondern durch der Vorsehung göttliches Walten in den ruhigen Besitz der heiß ersehnten Krone. L. Die deutschen Ritter im Burzenlande (1211—1225.) 1. Der Südosten Siebenbürgens, das heutige Burzenland, jenes reiche, schöne Thal, das im Süden und Osten von den mächtigen Riesen der sieben- bürgischen Karpathen umsäumt, sich nördlich bis zum Altfluße erstreckt und im Westen vom Fogorascher Distrikt begrenzt wird, war zur Zeit des König- Andreas ein wüstes, unbebautes Land, von den wilden Horden der Kumanen heimgesucht, die häufig aus der Walachei über's Gebirge drangen, die deutschen Ansiedler der Hermannstädter Colonie in ihrer ruhigen Pflanzerarbeit störten und den Besitz ves Landes der Krone streitig machten. Um auch diesen Theil Siebenbürgens durch Befestigung und Cultivirung der Krone zu erhalten, die deutsche Colonie gegen Osten zu sichern und das durch die kräftige Vormauer der Gebirge von Natur schon geschützte Land durch männliche Tapferkeit zu einem sichern Bollwerk des Reiches zu machen, verlieh Andreas dem Orden der deutschen Ritter das Burzenland, als ein Lehen der ungarischen Krone. Dieser Orden hatte seine Entstehung den Kreuzzügen zu verdanken. Er wurde im Jahre 1190 während des 3. Kreuzzuges unter Mitwirkung de- Herzogs Friedrich von Hohenstaufen von Deutschen gegründet. Die Mitglieder desselben mußten Deutsche sein, beobachteten, wie die beiden andern Ritterorden (die Johanniter und Tempelherrn) die gewöhnlichen Klostergelübde, Gehorsam, Ehelosigkeit und Armuth, und verpflichteten sich neben dem Kampfe gegen die Ungläubigen noch zur Pflege der Armen und Kranken. Nach ihrer Beschäftigung theilten sich die Ordensbrüder in 3 Klassen: Ritter, Geistliche und dienende Brüder. Ihre Ordenstracht war ein weißer Mantel mit schwarzem Kreuze. Nach dem Verlust des heiligen Landes wandten sie sich nach Europa, um durch Gründung einer bedeutenden Ansiedlung, ihre vorzüglichste Ordenspflicht, den Kampf gegen die Ungläubigen und die Ausbreitung des Christenthums, mit Erfolg ausüben zu können. Um nun die Kräfte des vielgerühmttn, von Päbsten