Evangelischen obergymnasiums, Bistritz, 1872
39 während des Wintersemesters der frühere Direktor Daniel Csallner. Die Gym- nasialschüler erhielten im Wintersemester keinen Unterricht im Zeichnen. Mit Beginn des Sommersemesters wurde der Bildhauer Carl Friedrich Bleicher aus Constanz, früher Lehrer für Freihandzeichnen und Modclliren an der Bau- gewerkschnle in Holzminden, angestellt, begann aber den Unterricht, da er nur rzach Schluß des Winter-Semesters von Holzminden abreifen konnte, erst am 28. April. Auch der Turnunterricht erlitt im abgelaufenen Schuljahre eine bedeutende Unterbrechung, da wegen Mangel einer Winterturnschlile nur im Herbst und mit Beginn des Frühjahrs geturnt werden konnte. Im Sommersemester ertheilten den Unterricht freiwillig und unentgeltlich die Gymnasiallehrer Carl Poschner, Georg Fischer und der Mäbchenschnüehrer Gottfried Poschner. Um den Neubau eines Turnschulgebändes in nähere Aussicht zu stellen, veranstalteten in diesem Jahre mehrere warme Schulfreunde eine Sammlung freiwilliger Beiträge, wodurch der Turnschulbaufond um den namhaften Betrag von 602 fl. 35 kr. ö.-W. vermehrt wurde. Den edlen Urhebern dieser Sammlung, so wie den freundlichen Gebern spricht der Berichterstatter im Namen der Anstalt hiermit seinen besten Dank aus. Die für die jetzigen Zeitverhältniße ungenügende Besoldung der Lehrer erkennend, bewilligte das löbliche Presbyterium den Gymnasial- und Reallehrern für das Jahr 1873 aus den vorhandenen Mitteln des Gymnasial- und Real-Seminarfondes eine nach der Höhe der Gehalte bemessene 2Oper- centige Thenrungszulage. Eine wirkliche Gehaltserhöhung der Elementarlehrer, so wie der Lehrer an der Mädchenschule und den beiden Vorstadtschulen fand schon im Oktober vorigen Jahres statt, indem die größere Gemeindevertretung den Antrag des löblichen Presbyteriums annahm, wornach die Volksschullehrergehalte auf 500 fl. erhöht und eine dreimalige Quinquenalzulage von je 50 fl. zugesichert wurde. Die Ermöglichung dieser aus den Mitteln des Volksschulfondes nicht zu bestreitenden Gehaltserhöhung soll für das Jahr 1873 durch eine auf alle ev. Steuerträger der Stadt entfallende und nach der Höhe der Gesammtsteuer bemessene Schulumlage gedeckt werden. Noch muß der für unser Volksschulwesen bedauerlichen Thatsache Erwähnung geschehen, daß unser Seminar in diesem Schuljahre keine Schüler besaß. Schon in den letzten Jahren nahm die Anzahl jener Schüler, die sich am Seminar zu künftigen Volksschnllehrern heranbilden, bedeutend ab. Die Ursache davon ist gewiß nicht den gesteigerten Forderungen des neuen Lehrplans unserer ev. sächsischen Seminarien zuzuschreiben, sondern in der Thatsache begründet, daß die für die Jetztzeit ungenügende materielle Stellung unserer Volksschnllehrer nicht nur wenige Schüler mehr heranzieht, sondern sogar