Evangelischen obergymnasiums, Bistritz, 1871

lenkt und für diese empfänglich gemacht. Alle 14 Tage wird ein schriftlicher Aussatz geliefert, zu dem die Schüler selbst die Disposition anfangs mit; in VH und VIII ganz ohne Anleitung des Lehrers suchen müssen. Auch metrische Uebungen (anfangend mit der Verwandlung gegebener Prosa in gebundener Form ohne Reim) sind empfehlenswerth. So können allein in VII und VIII das Jahr zu 40 Schulwochen ge­rechnet, jede Schulwoche eine deutsche Stunde auf Vorträge verwendet geliefert werden: Vorträge nach gegebenen Dispositionen c. 80 Aufsätze ohne gegebene Disposition c. 20 Zusammen in VII und VIII 200 Die übrigen deutschen Stunden bleiben für die Kenntniß, Lesen und Be­sprechen klassischer Litteraturwerke. Das Nothwendigste aus der Litteraturge- schichte wird gelegentlich den Schülern mitgetheilt. Zusammenhängende Littera- turgeschichte ohne Kenntniß der Litteratur ist schädlich, weil sie zum seichten Nachschwatzen von Urtheilen über ungekannte Dinge verführt. Die Schüler­bibliothek soll Litteraturgeschichten und Blüthenlesen enthalten und so dem Schüler Gelegenheit geboten werden, selbst dem Einzelwissen Zusammenhang zu-geben- Das Nibelungenlied, wie einige Schriften Luthers sollen in der Ursprache ge­lesen werden. 2. Zur Methode des fremdsprachlichen Unterrichts. Es ist oft gesagt worden, daß bei dem fremdsprachlichen Unterrichte in Schulen nicht viel herauskomme; daß Mühe und Erfolg nicht im richtigen Ver­hältnisse ständen; daß man durch den lebendigen Verkehr von der fremden Sprache in 4 Wochen mehr lerne als durch den Schulunterricht in 4 Jahren. Unläugbar ist daran Wahres aber auch Falsches. Man faßt das Ziel des Sprachunterrichtes in der Schule weder von dieser Seite, noch von jener scharf genug. Die einen verlangen Conversations-Fertigkeit (und diese kann nie durch Schulunterricht gewonnen werden, nur durch Verkehr); die andern treiben den Sprachunterricht lediglich um des formalen Zweckes willen und legen alles Gewicht auf die Grammatik und das Zergliedern der Sprache, worüber ihnen der Geist, um den man doch im Grunde wirbt, unter den Fingern entfliegt. Als Zweck für die Erlernung fremder Sprachen in Schulen stellten wir oben hin: Anschauung und Kenntniß des Gei st es in und aus her­vorragenden Litteraturtverken des fremden Volkes und Be­reicherung des Geistes der Schüler durch diese Anschauung und Kenntniß, sowie Erweiterung ihres historischen Gesichtskreises­Grammatik und Lexicon haben zwar für den Sprachforscher für sich einen Werth, nicht aber in der Schule, dort sind sie nur Mittel zum Zwecke. Es ist auch verkehrt auf grammatischem Wege eine Sprache lehren zu wollen. Die

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