Evangelischen obergymnasiums, Bistritz, 1864

46 Geschichte und deutsche Sprache. Die materielle Stellung der Dorfschullehrer hat sich in der neueren Zeit ebenfalls gebessert, trotzdem oder eigentlich weil sie noch immer die früheren Naturalbezüge erhalten, deren Preise bedeutend gestiegen sind. In den meisten Gemeinden wird nämlich von jedem Wirthcn % oder % Metzen Weizen und ein Brod, dann vom Schulkinde 20—40 Kreuzer. 4 Maß Wein oder Hülsenfrüchte gegeben, Wohnung und beinahe in allen Gemeinden das Holz sind frei, wie auch 1 bis drei Joch Grund dem Schullehrer gehören. Die Be­züge der meisten Rektoren stellen sich nach den Durchschnittspreisen der neueren Zeit auf 350 fl. nur in Budák und Tatsch auf weniger als 200 fl. Die zweiten Lehrer, Kantoren erhalten viel geringere Gehalte, im Durchschnitt nur 160 Gulden, nur in 6 Gemeinden mehr als 200 Gulden. Nur in zwei Gemeinden Lechnitz und Mettersdorf finden sich vier, in Jad, Treppen. St. Georgen 3 Lehrer. Die letzten, Collaboratorcn genannt erhalten noch weniger als die Kantoren. Anerkennenswerth ist die Einsicht und der Eifer, mit welchem in den meisten Gemeinden die Schulen neugebaut und vergrößert werden, in den Jahren 1854 bis 1864 sind wenigstens 50000 Gulden von den Gemeinden auf Schulbauten verwendet worden. Schulpflichtig sind alle Kinder vom 7. bis vollendeten 14. Jahre und durch Geldstrafen zum Besuche angehalten. Im Ganzen sind nach den ämtlichen Ausweisen von 1864 2514 luth. Schüler nämlich 1379 Knaben und 1135 Mädchen unterrichtet worden, während 1407 Knaben und 1154 Mädchen schulpflichtig waren, es haben also 47 von 2561 Kinder keinen Unterricht ge­nossen. Die römisch-katholischen besuchen zumeist die evangelische Schule in Bistritz, doch liegen mir keine genauen Angaben vor. Am traurigsten stehen die Schul­verhältnisse der Walachen. In kleinen Bruchtheilen nur in jeder Gemeinde vor- kommend haben sie keine eigene Schule, außer in Bistritz und werden durch eigene Indolenz und das Mißtrauen vor der sächsischen, evangelischen Schule verhindert diese zu besuchen. So kommt es, daß gewiß % der schulpflichtigen Walachenkinder keine Schule besucht. In den sächsischen Schulen wird nach der Schreiblesemethode Lesen und Schreiben gelehrt, dann außer der Religion auch auf Rechnen, populäre Kennt- niffe aus Geschichte und Naturwissenschaften, wie auch auf deutsche Sprache die Zeit verwendet. Im Winter dauert die Unterrichtszeit den ganzen Tag hin­durch, im Sommer wird nur in der Frühe Schule gehalten, und während der drängenden Arbeiten gar nicht. Wandernde Inspektionen aus Geistlichen und Weltlichen zusammengesetzt, sollen ein wachsames Auge auf die Erfüllung der gesetzmäßigen Forderungen halten. Für weitere Ausbildung, Vorbildung zur Universität hat Bistritz ein seit 1852 nach den Forderungen des Organisationsentwurfes umgestaltetes altes Gymnasium, und eine nur seit 5 Jahren errichtete dreiklassige Unterrealschule.

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