Evangelischen obergymnasiums, Bistritz, 1863

10 wesen jener Zeit uns erscheint, der Korporationsgeist der Zünfte doch bereits zu ziemlicher Stärke sich entwickelt hatte. Wie käme es denn sonst, daß sowohl in der Zunftregulation von 1376, wie in der obigen Uebereinkunft vom Jahr 1367 gerade die Ausnahme von Lehrlingen und insbesondere die Zulassung zugewanderter Hand­werker in die Zunft so nachdrücklich betont und hervorgchoben wird? Jntressant aber ist diese Urkunde vor allem in der Beziehung, weil sie eine praktische Durchführung und Verwirklichung jenes Punktes der Urkunde von 1376 ist, nach welchem die Vertreter der Zünfte den regelmäßigen Stuhlsversammlungen beiwohnen soll­ten, um Mängel, die sich unter dem gemeinen Volke oder unter den Handwerkern fänden, abstellen zu helfen. In den beiden obigen Schriftstücken ist leider Alles enthalten, was wir über Gewerbe- und Zunftwesen des Nösner GaueS aus der ältesten Zeit überkommen haben, sowie die Urkunde von 1376 das einzige derartige Schriftstück für die Hermannstädter Colonie ist. Fast ein Jahrhundert bleiben wir nun ohne Nachricht. Mit der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts jedoch beginnt eine Periode, welche an Urkunden und schriftlichen Nachrichten nicht Mangel leidet. Zahlreiche Zunftartikel mit den speziellsten Bestimmungen, Urkunden über Handel und Verkehr der Gewerbe, Schriftstücke über die Stel­lung der Zünfte zu einander, sowie über den Zusammenhang der­selben Gewerbe in den verschiedensten Theilen des Landes bieten uns ein ziemlich klares und deutliches Bild des damaligen Zunft- und Gewerbewesens im ganzen Sachsenlande. Um den gegen die frühere Periode wirklich auffallenden Reich­thum an Schriftstücken dieser Art auch nur theilweise anschaulich zu machen, brauchen wir nur auf die Artikel verschiedener Zünfte hin- zuweisen, als: 1. Der sächsischen Schuster vom Jahr 1455. 2. Der Kürschner in Schäßburg von 1484. 3. Der Kürschner in Bistritz aus derselben Zeit. 4- Der Schneider in Hcrmannstadt von 1485. 5. Der Weißgärbc: in Schäßburg von 1488. 6. Der Wagner in Hermannstadt von 1490. 7. Der Schuster in „ „ 1500.

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