Evangelischen gymnasiums, Bistritz, 1862
8 von Wissenschaft und Bildung nicht gelassen trotz allen Angriffen und Stürmen von Seiten der rohen und ungebildeten Umgebung. Ein verschlagener, verlassener, einsamer Posten im unbekannten, fernen Karpathenlande, hat es nie vergessen, daß es zur Sicherung seiner Existenz deutsche Kultur und Bildung pflegen und warten müsse, wenn es nicht seines Deutschthumes verlustig gehen wollte. Und wenn wir uns nun fragen: wie ist es ihm möglich geworden, nicht unterzugehen im Drange der ungünstigen Zeiten, so werden wir den Grund nur darin finden, daß es seine Herkunft nie verläugnet, sondern sich an den mütterlichen Boden des deutschen Landes stets mit erneuten Kräften angeschlossen und die von dorther empfangene Nahrung und Unterstützung vergrößerte und vermehrte durch die auf seinem Boden gepflegten Schulen. Und wenn auch durch der Zeiten Ungunst die Verbindung mit dem Mutterlande gestört, wenn auch das Band, welches es an dasselbe knüpfte, gelockert wurde: ganz zu lösen vermochte es keine Macht der Welt. Das beweist uns die Geschichte des Landes, das verbürgen uns auch die Schulen, welche das sächsische Volk mit steter Liebe pflegte. Und wie es durch diese Anstalten der Träger der Bildung und Kultur im Lande geworden und geblieben ist, so hat es aus ihnen steten Zuwachs an geistigen Kräften erhalten, welche ihm seine politische Existenz sicherten und seine' geistige und historische Entwickelung beförderten. Denn wie es wahr ist, daß das Leben eine Schule ist, so ist es auf der andern Seite eben so wahr, daß man durch die Schule erst das Leben begreifen und die Stellung, welche man im Leben einnimmt, erkennen muß. . Von der Erkenntniß dieser Wahrheit hängt dann die hohe Achtung ab, welche ein Volk den Schulen zollt. Sie ist auch von den Sachsen in Siebenbürgen zu jeder Zeit erkannt und in ihrer vollen Bedeutung erfaßt worden. Daher ist es nie müde geworden seine Schulen zu warten und zu pflegen, und wenn es jetzt, wie in früheren Zeiten, eine so bedeutende Stellung unter den Bewohnern des Vaterlandes einnimmt, so hat es dieselbe in nicht geringem Maße seinen Schulen zu danken. Sie haben es zum Bewußtsein seiner Ausgabe kommen lassen; durch sie, und nur durch sie, ist es auch in seinem geistigen Leben nie zurückgeblieben hinter den mächtigen Bestrebungen, welche das Mutterland bewegten. Und wann ist je das deutsche Mutterland durch ein Ereigniß mächtiger bewegt worden als durch das Streben, den durch den Lauf der Zeit in hohem Grade verschlechterten Zustand der.Kirche zu kräftigen und zu bessern, als durch das Streben, die Kirche an Haupt und Gliedern zu resormiren.