Evangelischen gymnasiums, Bistritz, 1862

31­Daß nun auch die sächsischen Jünglinge auf den deutschen Universitäten oft Gefahr laufen, über den lustigen Gesellschaften der Zechbrüder den Zweck ihres Universitätsbesuches ganz zu vergessen, liegt aus der Hand. Bei dem damaligen Verfall des Universitätslebens, wie wir es oben ge­schildert haben, mag wohl Mancher die nöthige Energie nicht besessen ha­ben , sich vor dem eigenen sittlichen Falle zu hüten. Solche unglückliche Jünglinge ernteten dann nach ihrer Heimkehr für die vernachlässigten Stu­dien Hohn und Spott, wie wir es aus dem oben erwähnten Briese des Rathsherrn Griger.Daum an seine Söhne ersehen. Doch mögen auch diese Leute nur in geringer Anzahl vorhanden gewesen sein, da die wis­senschaftliche Thütigkeit zu mächtig war und alle Kräfte zu sehr in An­spruch nahm, als daß sie die Gelegenheit hätten unbenützt vorübergehen und durch unzweckmäßige Benützung der Studienzeit sich einen Wurm im Busen hätten wachsen lassen, den sie nie mehr zu ertödten vermochten. Daß die Söhne des siebenbürger Sachsenlandes für ihre Zeit Tüchtiges leisteten, dafür bürgt uns der Zustand der Kirchen und Schulen des Lan- des, dafür bürgt uns das tief geschichtliche Bewußtsein der hohen Auf­gabe, welche die Reformation an beide Anstalten stellte, dafür zeugt uns auch die Art und Weise, wie sie dieselbe gelöst haben. Wenn je ein Ereigniß an das siebenbürgisch-sächsische Volk heran­trat mit der hochbedeutenden Frage: ob es die physische und moralische Kraft habe, als Tochter einer deutschen Mutter fortzubestehen, so war es die Reformation. Und wie die sächsische Nation die Beantwortung dieser Frage gab, ist bekannt. Es beantwortete sie damit, daß es sich im Be­wußtsein seiner hohen Ausgabe um so fester und inniger anschloß an seine deutschen Brüder, haß es hinter den Bestrebungen des deutschen Mutterlandes nicht zurückblieb, daß es die geistigen Errungenschaften Deutschlands in Kirche und Schule auch zu den seinigen machte. Es hat durch diese hochherzige Antwort auf jene Frage den Beweis geliefert, daß es noch immer würdig sei den deutschen Namen zu tragen, daß es ein Recht habe die Tochter genannt zu werden seiner deutschen Mutter für ewige Zeiten. Und dieses Recht wird es auch so lange nicht verlieren, so lange es nie vergißt im fernen Karpathenlande Kultur und Bildung zu verbreiten, so lange es stets eingedenk ist des von seinen Vätern ererbten Vermächtnisses, die Pflanzstätten der Bildung, die Schulen, zu warten und zu pflegen. Denn mit dem Steigen oder Fallen der sächsischen Schulen Sie­benbürgens bängt auch das Bestehen oder Vergehen des sächsischen Volkes

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