Evangelischen gymnasiums, Bistritz, 1862
18 der Irrlehre entgegenleuchtete und seinen Weg erhellte; sie war seine Waste womit er die Angriffe der alten Lehre zurückschlug. Dadurch aber war er gedrungen, das Studium der Sprache stark zu betonen, in welchen das Wort Gottes geschrieben mar. Und hatte er schon an den Volksschullchrer die Forderung gestellt, seine Zöglinge im Latein zu unterrichten, so sor- derte er aus der Universität eine Lehrkanzel “fűt griechische und hebräische Sprache. Diese letztere namentlich ist es, ivelche seine hohe Achtung genoß, denn „die Ebräcr ttinken aus der Brunnenquelle, die Griechen aus den Wäfferlein, die aus der Quelle fließen, die Lateiner aber aus den Pfützen. Die ebräische Sprache ist die beste und reinste, sie bettelt nicht und hat ihre eigene Farbe. Sie ist wohl vor andern einfältig, aber maje- stättsch und herrlich, schlicht und von wenig Worten, aber da viel dahinter ist, also daß es ihr keine nachthun kann"*). Man darf nun nicht meinen, daß diese Sprachen nicht auch früher wären gelehrt worden; nur der Zweck, weßwegen sie getrieben wurden, war durchaus verfehlt, wie wir dieses oben an den Humanisten gesehen haben. Die Sprachen wurden gelernt nicht ihres bildenden Elementes wegen, sondern man beschäftigte sich mit ihnen blos, um äußere Ehre zu erlangen. Würdige Ausnahmen von der Regel machen Männer wie Erasmus und Reuchlin, beide bekannt durch ihre linguistischen Arbeiten, der letztere namentlich berüchtigt durch den Stteit, den er mit den Dominikanern wegen den hebräischen Schriften führte**). Und so wie diese beiden hat es wohl zu jeder Zeit einzelne Männer gegeben, welche sich in linguistischen Studien ausgezeichnet haben. Aber einen öffentlichen Lehr stuhl ftr Linguistik vermißte man auf den früheren Universitäten gänzlich. Die Universität Wittenberg, dieser neu gegründete Hon für evangelisch-re- formatorische Wissenschaft, sie allein mach: hierin eine rühmliche Ausnahme. Sie zum erstenmal führte die Sprachen als Schwestern ein in die Familie der Universitätsstudien, und verbannte namentlich durch das Studium der lateinischen Klassiker die barbarische mittelalterliche Latinität, wie sie in so derber Weise gegeißelt und bloßgestellt wird in den berühmten Lit- terae obscurorum virorum. Daß sich an diese Studien dann auch Realien knüpften, daß durch sie erst die Dialekttk, Rhetorik und Physik u. s. w. ihre volle Würdigung erhalten, versteht sich von stelbst. Luther kann die*) Hagenbuch, Dr. K. R.: Encyclopädie und Methodologie der theologischen Wissen- schasten. S. 120, 3; vgl. Raumer: Gesch. d. Pädagogik. 1., S. 170. **) Ranke, Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd, I., S. 211.