Evangelischen gymnasiums, Bistritz, 1862

16 weil sie wohl einsahen, daß ihr Werk bedingt sei durch die Tüchtigkeit der Lehrer, und daß die Leistung der Schule nur von dieser nothwendig abhänge. Wenn der Nutzen ihrer Bestrebungen ein ersprießlicher sein sollte, so mußte namentlich hier eine wesentliche Aenderung eintreten. Denn daß die bisherige Bildung der Lehrer sür den Bestand ihrer Schulen eine ganz und gar unpassende ivar, lag aus der Hand. Daher suchten dieselben auch dafür zu sorgen, daß der gelehrte Stand, also die Lehrer, eine Bil­dungsstätte erhielten, an welcher sie sich für ihre spätere Wirksamkeit vor- bereiten konnten. Daß diese Lehranstalten recht eigentlich nach ihren Grund­sätzen eingerichtet werden mußten, versteht sich von selbst. Nun aber fan­den die Reformatoren solche Anstalten schon vor. Es waren der Universi­täten mehrere schon lange gestiftet; die meisten hatten sich auch einen dauernden Ruhm gegründet. Aber die Studien, welche auf denselben ge­trieben wurden, entsprachen dem Zwecke der allgemeinen Bildung ebenso wenig wie die Schulen, an welchen das Volk gebildet wurden. Sie wa­ren einseitig, unzweckmäßig. Und hier ist der Ort, wo ich über die Einwirkung der reformátort- schen Bestrebungen auch aus diese Anstalten zu sprechen habe. Nebst der Reform der Volks- und Stadtschulen waren cs haupt­sächlich die Universiräten, welche die Beachtung der Reformatoren zunächst auf sich ziehen mußten. Denn sie waren ja recht eigentlich die Anstalten, durch welche die neue Lehre in doctrinaler Hinsicht gesichert werden sollte. Und in dieser Beziehung ist das Verdienst Melanchthons, welches er sich erwarb, nicht hoch genug anzuschlagen. Denn wenn Luthers Bestrebungen besonders daraus gerichtet waren, die Stadt- und Volksschulen zu heben und zu -kräftigen, so verfolgt Melanchthon mit seinen umfassenden Ar­beiten das hohe Ziel, den schönen Zweck, die Studien auf den Universi­täten zu fördern. Und in dieser Beziehung verdient er den Namen nicht blos eines Praeceptor Germaniae, sondern den praeceptor mundi. Denn ein solcher Mann gehört eben nicht einer einzelnen Nation ausschließlich an, sondern er ist eigen der ganzen Welt. Sein Ruhm ist nicht nur für Deutschland da, sondern er wird leben in aller gebildeten Völker Mund, so lange als es noch Männer gibt, welche im Stande sind, den Werth seiner Arbeiten zu schätzen. Vor allem kam es darauf an, den Fortbestand der großen reforma- torischen Bestrebungen zu sichern durch Verbreitung der Kenntnisse und Wissenschaften, welche ein richtiges wissenschaftliches Verständniß derselben bedingten. Wenn nach den sich geltend machenden reformatorischen Prin-

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