Urbs - Magyar várostörténeti évkönyv 7. (Budapest, 2012)

Recenziók

Resümee 607 errichtet. Es wurde zwar auch von gewissen Befestigungen umgeben, galt aber eher als städtischer Palast. Die Residenz wurde mehrmals zulasten der benachbarten Stadtteile erweitert. Sie war zugleich Wohnstätte und Mittelpunkt des staatlichen Lebens. Ihre Rolle als Wohnstätte verlor sie allerdings in den 1360er Jahren. Vom Gesichtspunkt des Schutzes aus gesehen war die Louvre-Befestigung, die ent­lang und außerhalb der westlichen Stadtmauer errichtet wurde, wesentlich sicherer. In den 1360er Jahren wurde der Louvre zu einem Wohnburgkastell umgebaut, er wurde aber - wie der Tower - eher als Zufluchtsort betrachtet. Gleichzeitig entwickelte sich aber das Hotel Saint Pol, das in einem Außenbezirk an der Stelle von aufgekauften bürgerlichen Immobilien errichtet wurde, zu einem ausge­sprochen beliebten königlichen Wohnort. Der Komplex, der auf jegliche Befestigung verzichtete und mit riesigen Gärten umgeben war, kann am ehesten mit dem Palasten­semble in Visegrád/Plintenburg verglichen werden. Er diente zwar in erster Leben dem Privatleben des Herrschers und seiner Familie, aber auch hier waren königliche Ämter tätig. Später verlor der Komplex seine Bedeutung und sein Gebiet verschmolz vollstän­dig mit der Stadtstruktur. Innerhalb und außerhalb der Stadt standen dem Herrscher noch zahlreiche andere Orte, die als Residenzen geeignet waren, zur Verfügung. Die außergewöhnlichste unter ihnen stand am Platz eines früheren Jagdschlosses in Vincennes. In ihrer endgültigen Form hätte sie das Bild einer Art befestigter Idealstadt gezeigt, sie wurde allerdings nur teilweise fertiggestellt. Bis in unsere Tage ist sie in Form einer riesigen Burg erhalten geblieben. Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass sich London und auch Paris von den übrigen königlichen Zentren abheben. Sie wurden viel früher zu ständigen Sitzen und gleichzeitig zu Hauptstädten, als dies im Falle von Buda/Ofen geschah. Zwar ist in bei­den Fällen das Zentrum des staatlichen Lebens mit jeweils einer konkreten königlichen Residenz verbunden, es standen den Herrschern aber außer an diesen Orten und in ihrer Umgebung noch weitere Objekte mit Residenzcharakter zur Verfügung. Deren Rolle und Wichtigkeit veränderte sich von Zeit zu Zeit. Die physische Beziehung der inner­städtischen Objekte und der Stadt waren keineswegs konstant. In den meisten Fällen ist eine Ausbreitung der königlichen Objekte zulasten des Stadtgebietes feststellbar, aber auch ihr Verschwinden und ihre Verschmelzung mit der Stadt bilden keine Ausnahme.

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