Urbs - Magyar várostörténeti évkönyv 6. (Budapest, 2011)
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422 Resümee ENDRE PRAKFALVI Salgótarján. Paradigma des Städtebaus der Ära Kádár? Hinter der im Jahre 1950 beginnenden Investition „auf der grünen Wiese“ (Stahlwerk und Stadt) und der Architektur von Stalinstadt (Sztálinváros, heute: Dunaújváros) verbarg sich ein ideologisch bestimmtes Weltbild. In der Reihe der neuen sozialistischen Städte bzw. Industriestädte, die in der ersten Hälfte der 1950er Jahre, in den sogenannten fünfziger Jahren, errichtet wurden, kann Stalinstadt - obwohl der Hauptplatz der Stadt, dem man eine herausragende Bedeutung zugeschrieben hatte, niemals gebaut wurde - als paradigmatisch, als beispielhaft bezeichnet werden. Die Architektur von Salgótarján, die nach 1956 begann, der Stadtrekonstruktion dienen sollte und vom Dorf- bzw. Stadtzentrum ausging, stützte sich nicht auf umfassende normativ-ästhetische Gesichtspunkte. Zwar hatten beide kommunistische Regime (das Regime von Mátyás Rákosi und von János Kádár) den Sozialistischen Realismus zur adäquaten künstlerischen Schöpfungsmethode deklariert, in der Kunstpolitik der Ungarischen Sozialistischen Arbeiterpartei (MSZMP) nach 1956 wurden aber keine stilistischen Präferenzen mehr verkündet. Die Bebauung des Zentrums bzw. des Hauptplatzes von Salgótarján begann unter Leitung von György Jánossy mit der Errichtung des Hotels Karancs. Dieses Gebäude baute sozusagen „eine Stadt um sich hemm“. Das von György Szrogh entworfene Kulturhaus sowie das Geschäftszentrum József Finta stellen herausragende Stücke der ungarischen Architektur der sechziger Jahre, also der Architektur der „erfüllenden“ Ära Kádár, sowie maßgebliche Schöpfungen der Epoche dar. Dasjenige Gebäude, welches - auch aus künstlerisch-architektonischem Blickwinkel - das im weiteren Sinne verstandene Stadtzentrum (dessen Schwerpunkt im Laufe der Zeit oszillierte) dominiert, ist das von Géza Magyar geplante Filmschauspielhaus und Museum (Filmszínház és Múzeum). Der Hauptplatz ist unter dem besonderen Aspekt der architektonischen Qualität des Stadtzentrams vielleicht paradigmatisch. Seine Existenz wurde in der Tat von der Zeit bestätigt. Oder verschwindet vielleicht der Ruhm der Welt?
