Urbs - Magyar Várostörténeti Évkönyv 10-11. (Budapest, 2017)
Resümee
470 Resümee ZSOLT PINKE - PATRÍCIA PÓSA - ZOLTÁN MRAVCSIK - BEATRIX F. ROMHÁNYI - FERENC GYULAI Die agrarökologischen Gegebenheiten des Stadtareals der Gegend von Hajdúság Analysiert man das System der neuzeitlichen Bodennutzung der Region, die sich jenseits der Theiß nördlich des Flusses Körös über nahezu 7.500 Quadratkilometer erstreckt, dann lag die Mehrheit des Ackerbodens, der 1720 verzeichnet und auf der ersten Militärlandkarte (1782-1785) dargestellt wurde, an der Grenze der Städte der Gegenden von Flajdúság und Nagykunság. Im Falle des Stadtareals, das Debrecen in einem Umkreis von 40 bis 50 Kilometer umgab, können wir eine einzigartige „Anhäufung“ von landschaftlichen Kraftquellen feststellen, also von Überschwemmungsgebieten mit einem hohen Biomasseertrag, von - auch landesweit gesehen - riesigen Ackerböden und von - in der Großen Ungarischen Tiefebene so seltenen — Wäldern und Weinbaugebieten. Der 1.500 Quadratkilometer umfassende Ackerbodengürtel der Hajdúságer Gegend, der das Debrecen im Westen vorgelagerte Gebiet bildete, konnte - unter Berücksichtigung der damaligen Erträge - das Auskommen einer konzentrierten Bevölkerung in der Größenordnung von 100.000 Personen sicherstellen. Irn Falle der Städtegruppe der Hajdúságer Gegend haben wir versucht, anhand urkundlicher Quellen und des Materials der Archäobotanik die mittelalterliche Vorgeschichte dieses Phänomens aufzudecken. Neben den Ortsnamen weisen auch konkrete Erwähnungen auf eine bedeutende Ackerbautätigkeit an der Gemarkung der sich in Städte verwandelnden Siedlungen in der Hajdúságer Gegend hin. Die große Menge an Getreidekömem (nahezu 47.000 Körner), die an 16 Fundorten in der Hajdúságer Gegend gefunden wurden, zeigt deutlich die Veränderungen auf, die irn Laufe des Mittelalters irn Getreideanbau stattfanden. Und die relativ große Zahl und die Artenvielfalt der Überreste an Gemüsepflanzen, anderen Nutzpflanzen und Obstbäumen verweisen auf die Existenz von Küchengärten sowie Obst- und Weingärten irn 12. und 13. Jahrhundert. Wir akzeptieren die früheren Feststellungen bezüglich der stadtbildenden Funktion der Tierhaltung in der Großen Ungarischen Tiefebene als Prämisse und wollen hinsichtlich des Stadtareals der Hajdúságer Gegend einige Ergänzungen hinzufugen. Im Hintergrund der Stadtentwicklung dieser Marktflecken hatte die Spezialisierung, die auf den Viehfutterertrag der - für den Sektor der Tierzucht komparative Vorteile bietenden - Weiden in den Überschwemmungsgebieten aufbaute, die Konzentration von ertragreichen Ackerböden sowie die gemeinsame Existenz eine Wegkreuzungsrolle irn Straßennetz und einer regionalen Zusammenarbeit der über Autonomie verfügenden Gemeinschaften eine städtebildende Funktion.