Urbs - Magyar Várostörténeti Évkönyv 9. (Budapest, 2014)
Resümee
342 Resümee GÁBOR CZOCH Verletzung ständisch-bürgerlicher Normen in den 1840er Jahren. Verstöße im Umfeld der Heerschau der Bürgerwehr von Kaschau Im Mittelpunkt der Studie stehen jene Konflikte, die die 1842 durchgefuhrte Heerschau der Bürgerwehr in der Stadt Kaschau (ungarisch: Kassa), im nordöstlichen regionalen Zentrum des Königreichs Ungarn, begleiteten. Den für jeden Bewohner mit Bürgerrecht obligatorischen Dienst in der städtischen Bürgerwehr versuchten einzelne Bürger zu umgehen und es gab sogar einige, die diesen Dienst unter Beschimpfung der Macht des Stadtrats offen verweigerten. Zugleich gab es aber auch Einwohner, die nicht über das Bürgerrecht verfügten, sich aber freiwillig der Bürgerwehr anschlossen: Für sie schien es so, dass sie sich, wenn sie in der Bürgerwehr auftraten, das mit dem Bürgerrecht einhergehende Prestige verschaffen würden, ohne dieses Recht tatsächlich anzunehmen. Der Erwerb des Bürgerrechts war nämlich ziemlich kostspielig und ging - abgesehen vom Prestige — damals bereits nur mehr mit wenigen konkreten materiellen Vorteilen einher. Die Stadtführung hielt allerdings dieses Verhalten für eine Verletzung der Normen: Ihrer Meinung nach musste jeder Bürger, der einem gewerblichen, Händler- oder geistigen Beruf nachging und über ein angemessenes Vermögen verfügte, das städtische Bürgerrecht annehmen. Die analysierte Episode müssen wir vor dem Hintergrund des Prozesses der schrittweisen Veränderung der ständischen Gesellschaft in Ungam interpretieren. Dies zeigt, dass die verschiedenen gesellschaftlichen Akteure die Normen bezüglich der existierenden politischen Ordnung jeweils auf ihre eigene Art und Weise interpretieren bzw. dass sie diese auf der Ebene der gesellschaftlichen Praxis gestalteten oder inffage stellten. BORBÁLA FÁBIÁN Die Norm der öffentlichen Beleuchtung: Straßenbeleuchtung als gesellschaftlicher Anspruch in den Städten Ungarns im 19. Jahrhundert Die Norm der öffentlichen Beleuchtung entwickelte sich relativ spät. Mehrere Jahrhunderte lang löste man das Problem der nächtlichen öffentlichen Sicherheit so, dass man verbot, dass die Menschen nachts ohne Lampe auf die Straße gingen. Die Beleuch