Ságvári Ágnes (szerk.): Budapest. Die Geschichte einer Hauptstadt (Budapest, 1974)
Die mittelalterlichen Schwesternstädte
dem Burgberg von Buda eine neue Stadt gegründet. Blieb auch keine diesbezügliche Gründungsurkunde erhalten, so liegt doch die Vermutung nahe, daß ein großer Teil der Pester Bevölkerung, vor allem auch die führende Schicht, auf den Berg am rechten Donauufer übersiedelt wurde. Davon zeugt u. a., daß Pest bis zum Beginn des 15. Jahrhunderts in Abhängigkeit von seiner jüngeren Schwesternstadt am rechten Donauufer geriet, ferner die Überführung der Goldenen Bulle von 1244 in das Archiv von Buda. Außerdem übernahm Buda das frühere Pester Stadtsiegel mit den drei Türmen, während sich Pest fortan mit einem Turm in seinem Siegel begnügen mußte. Der deutsche Name Ofen für Buda ist überdies die wörtliche Übersetzung von „Pest“. Nur ein kleinerer Teil der Bevölkerung verblieb auch weiterhin am linken Donauufer unter der Verwaltung eines Stadtrichters, den der Rat von Buda ernannte. Die neue Stadt entstand auf dem langen, schmalen, seiner Form nach einem spitzwinkligen Dreieck gleichenden Plateau des Berges, der später Burgberg genannt wurde. Die Ränder des Hochplateaus wurden befestigt. Zwar lautete der offizielle Titel des neuen Magistrats bis zum Ende des Mittelalters „Rat der Burg Pestújhegy“, die auf dem Berg entstandene Stadt hieß dennoch von allem Anfang an Buda, da ihr Gebiet zur ursprünglichen Domäne von Buda gehörte. Die Verwaltung übernahmen der Rat und die Bürger des Burgbergs. Das muß deshalb erwähnt werden, weil der neuen Stadt einerseits „Klein- Pest“, das zum Unterschied von dem bereits erwähnten Felhévíz seit dem 14. Jahrhundert immer häufiger Alhévíz genannt wurde, andererseits auch die südliche Hälfte von Felhévíz, das heißt, das Areal zwischen dem Burgberg und der Donau, und schließlich vielleicht auch ein Gutsbesitz der Königin angeschlossen wurde. Die neue Stadt mußte ihren Bürgern nicht nur Schutz gewähren, sondern auch ihren wirtschaftlichen Interessen Rechnung tragen. Diese doppelte Bestimmung machte sich in einer planmäßigen Bebauung geltend. Um das ganze Plateau mußte eine wehrhafte Stadtmauer errichtet werden, auf der schmälsten und niedrigsten, am schwersten zu verteidigenden Südspitze wurde die königliche Burg erbaut, die nach außen mit der Bürgerstadt eine in die gesamte Wehranlage organisch eingefügte Einheit bildete, im übrigen aber von der Stadt deutlich geschieden war. Das Straßennetz des Burgviertels paßte sich der geometrischen Form der Hochebene an. Einer der beiden Marktplätze der neuen Siedlung befand sich im Norden, wo seit Mitte des 13. Jahrhunderts die Magdalenenkirche stand. Auf dem freien Platz neben der Kirche wurde jeden Sonnabend der Wochenmarkt abgehalten, nach dem der Bezirk selbst Szombathely (locus fori sabbati) und das nördliche Stadttor vor dem Marktplatz Szombatkapu (Samstagstor) genannt wurde (der heutige Kapisztrán tér und Bécsi kapu tér). Bis zur ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts war dies der Hauptmarkt der Stadt, dessen Warenzoll in Form einer Tormaut am Samstagstor erhoben wurde. Der andere Markt entstand in dem nach Süden schmaleren Stadtzentrum zu beiden Seiten einer Straße, zu der man von der Südseite des Hügels durch die beiden anderen Stadttore Zutritt hatte. Hier war bis zur zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts jeden Dienstag, später jeden Mittwoch Markttag. Das an der Ecke der Marktstraße stehende Rathaus — vermutlich das heutige Museumsgebäude der Szentháromság utca — hatte zwei Straßenfronten. Im 14. Jahrhundert entstand auf dem Platz vor dem Rathaus die St.-Georgs- Kirche, die dann auch dem Markt ihren Namen gab. (Das Viertel südlich der heutigen Szentháromság utca, einschließlich des Dísz tér). Gegen Ende des Mittelalters wurde die nörd-14