Ságvári Ágnes (szerk.): Budapest. Die Geschichte einer Hauptstadt (Budapest, 1974)
Dokumentensammlung
Der Ende 1960 durchgeführten Untersuchung zufolge befinden sich von den 2 226 Industrieanlagen der Betriebe mit der Zentrale in Budapest 421 außerhalb der Stadtgrenzen. Ein Teil der Arbeiter ist also eigentlich nicht in einem auf dem Gebiet der Hauptstadt liegenden Betrieb tätig. Aber auch wenn wir die Industrieanlagen in der Provinz nicht in Betracht ziehen, kommt der Industrie in der Hauptstadt große Bedeutung zu, denn die Zahl der effektiv in Budapest beschäftigten Arbeiter beträgt 43 Prozent der Werktätigen in der staatlichen Industrie des Landes. Rechnen wir den Bergbau ab, der sich voll und ganz auf die Provinz beschränkt, so steigt der Anteil der Hauptstadt sogar auf 50 Prozent. Der Anteil der Budapester Arbeiter liegt in der Leichtindustrie über 55 Prozent und in der Schwerindustrie (bei den Landeskennziffern wurde auch der Kohlenbergbau in Betracht gezogen) bei 40 Prozent. In der Nahrungsmittelindustrie ist der Anteil der Hauptstadt wesentlich niedriger, er beträgt 32 Prozent. Das Übergewicht der Budapester Industrie innerhalb der Schwerindustrie liegt vor allem im Elektromaschinenbau, im Apparatebau sowie in der gummi- und kunststoffverarbeitenden Industrie. Auf Grund der Zahl der Arbeiter konzentrieren sich mehr als 70 Prozent dieser Industriezweige auf Budapest. Über dem durchschnittlichen Anteil von 55 Prozent der Leichtindustrie liegt die Papierindustrie mit 77 Prozent, das Druckereiwesen mit 80 Prozent und die Gebrauchswarenindustrie mit 70 Prozent. Der Anteil der staatlichen Industrie Budapests an der Gesamtproduktion des Landes betrug 1960 mehr als 47 Prozent. Zahlreiche für die Bevölkerung und die Volkswirtschaft wichtige Produkte werden auch heute ausschließlich oder zum größten Teil in Budapester Betrieben hergestellt. .. .Die Verlagerung der ungarischen Industrie, die Beseitigung des industriellen Rückstandes der Provinz steht seit der Befreiung ständig auf der Tagesordnung. Die Jahre von 1945 bis 1950, bis zum Beginn des ersten Fünf jahrplans, konnten in dieser Hinsicht selbstverständlich noch keine Erfolge bringen. Der erste Fünfjahrplan stellte der Volkswirtschaft aber auch in dieser Hinsicht bereits bedeutsame Aufgaben. 80 Prozent der gesamten Industrieinvestmittel der Planperiode entfielen auf die Provinz und 20 Prozent auf Budapest. Bis zum Jahre 1954, dem Ende der Planperiode, war das Gewicht Budapests in der staatlichen Industrie des Landes auf Grund der Zahl der beschäftigten Arbeiter von 53 Prozent im Jahre 1938 auf 44 Prozent gesunken. Die Budapester Industrie hatte also etwas von ihrem Gewicht eingebüßt, obwohl die Zahl der Werktätigen von 1949 bis 1954 stark, jährlich um 24 000 Personen, gestiegen war. In der rationelleren Verteilung der Produktivkräfte konnten seit 1954 keine wesentlichen Fortschritte erzielt werden. In den Jahren 1955—1960 entfielen 29 Prozent der Industrieinvestitionen auf die Entwicklung der Budapester Industrie, im Vergleich zu den jährlichen 20 Prozent der Jahre 1950—1954. Obgleich die Investitionen in Budapest in erster Linie der Hebung des technischen Niveaus und der Arbeitsproduktivität galten — und das ist in bezug auf die Erhöhung des Anteils der Budapester Investitionen durchaus keine negative Erscheinung —, wurden diese Investitionen von einer weiteren, recht beträchtlichen Erhöhung der Zahl der Beschäftigten begleitet, die allerdings niedriger war als die der Provinz. Zwischen 1954 und 1960 stieg die Zahl der Arbeiter in der staatlichen Industrie in Budapest um 63 000 (20 Prozent) und in der Provinz um 98 000 (25 Prozent). 1960 waren 43 Prozent 138