Budapest und Wien. Technischer Fortschritt und urbaner Aufschwung im 19. Jahrhundert - Veröffentlichungen des Wiener Stadt- und Landesarchivs 9. - Beiträge zur Stadtgeschichte 7. (Budapest - Wien, 2003)

Eszter Gábor: So verschwand das Grün aus dem Villenviertel

43 Nach schnellen, aber sorgfältigen Vorbereitungsarbeiten begann die Planung unter Heranziehung westeuropäischer Beispiele. Die 2.200 Meter lange Radialstraße - später Andrässystraße - wurde durch zwei Plätze in drei Abschnitte unterteilt. Nach dem Stadtwäldchen wurde die Verbauung abschnittsweise immer lockerer, die Hausreihen entfernten sich voneinander und die Gebäudegrößen verringerten sich auch soweit, dass in den letzten zweimal drei Gebäudeblöcken des dritten Abschnitts nur erlaubt wurde, ein­­und in Ausnahmefällen zweistöckige, freistehende Häuser zu bauen.1 So kam die Villenreihe der Andrässystraße zu Stande. Die Gebietsregulierung wurde natürlich nicht nur auf die Straße selbst, sondern auch auf den hinteren Teil der Grundstücke ausgedehnt, beiderseits jeweils eine Nebengasse tief. Die bereits stehenden Gebäude wurden mit wenigen Ausnahmen abgerissen, und das neu zu ordnende Gebiet wurde neu parzelliert. In einem ersten Abschnitt wurde die Parzellierungsarbeit von der Radialstraßen-Bauunternehmung durchgeführt, die für den Bau der Radialstraße mit internationalem Kapital gegründet worden war. Auf diesem Gebiet zwischen Arena- (heute Dózsa György-), Délibáb-, Hajtsár- (Bajza-) und Lendvaystraße entstanden 85 Villengrundstücke (beide Seiten der Lendvay- und Dölibäbstraße eingeschlossen), deren Areal zwischen 149 und 919 Quadratklaftem schwankte.1 2 Die Grundstücke der Andrässystraße waren größer, mit Arealen zwischen 267 und 442 Quadratklaftern; es gab zwei Grundstücke die größer als 500, und nur vier, die kleiner als 300 Quadratklafter waren. Die Grundstücke der Nebengassen waren kleiner, diese differierten von 150 bis 400 Quadratklafter; eines war größer als 500, und zwei waren kleiner als 150 Quadratklafter. Es fällt bereits auf den ersten Blick auf, dass das Gebiet der neu parzellierten Grundstücke wesentlich kleiner war als das Gebiet der Grundstücke in der Stadtwäldchen-Allee (1200 Quadratklafter). Der Zusammenbruch der Radialstraßen-Bauunternehmung nach dem Wiener Börsenkrach von 1873 veranlasste den Hauptstädtischen Rat für Öffentliche Arbeiten, der den Verkauf der Grundstücke auf sich nahm, drei Grundstücksblöcke neu zu parzellieren, um so mit der Aufteilung von einigen Grundstücken das Areal der zu klein gewordenen Grundstücke zu vergrößern. Die 85 selbstständigen Katastereinheiten haben sich gemäß den originalen Parzellierungen von 1873-1874 nach ihrer Größe und nach der Lage an Radial­oder Nebenstraße folgendermaßen verteilt.3 1 Die neue Straßenstrecke wurde bis 1885 Radialstraße genannt, zwischen 1885 und 1949 hieß sie Andrässystraße, zwischen 1949 und 1956 Stalinstraße, 1956-1957 Magyar Ifjusäg-Straße und zwischen 1957 und 1990 Népköztársaság- (Volksrepublik-)Straße, und dann wieder Andrässystraße. 2 BFL IV.1324.a. Band 71, 29-113. 3 BFL VII. 12.d. Grundbuchseinlagen, Nummer 3043—3076, 4167—4221

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