Budapest und Wien. Technischer Fortschritt und urbaner Aufschwung im 19. Jahrhundert - Veröffentlichungen des Wiener Stadt- und Landesarchivs 9. - Beiträge zur Stadtgeschichte 7. (Budapest - Wien, 2003)

Peter Csendes: Wiener Kasernen

71 bringung und Raum für die Kommanden auch zahlreiche Gebäude für Administration und Versorgung sowie Gamisonsspitäler benötigten. Dazu kamen die erforderlichen Exerzier- und Schießplätze. Die große Stadt­erweiterung von 1890 musste sich nun einem generellen Infrastrukturproblem stellen, das auch die Kasernen betraf. Insbesondere stellten die innerstädtischen Militärbauten Fremdkörper in einer immer dichter werdenden urbanen Verbauung dar und okkupierten wertvolles, daher teures Bauland. Der Lösungsansatz, 1891 gesetzlich abgesegnet, bestand darin, die Militärgebäude in den inneren Bezirken weitgehend zu verkaufen und den Erlös für neue Unterkünfte an der Peripherie zu verwenden. Der Stadterweiterungsfonds sollte dabei unterstützend tätig werden und auch die für die Absiedlung erforderlichen Mittel vorstrecken. In der Folge dieser Transaktion wurden Getreidemarkt-, Gumpendorfer und Josefstädter Kaserne ab 1903 abgebrochen, 1911/12 folgten die Heumarktkaseme (auf einem Teil des Geländes wurde später eine Polizeikaseme errichtet) und die Alser Kaserne. Auch kleinere Anlagen verschwanden damals. Die Grundverkäufe gingen nicht so rasch voran, wie man das erhofft hatte. Um zu dem erwünschten Ziel zu kommen, wurde ein Konsortium, bestehend aus der Stadt Wien, der Allgemeinen Depositenbank und der Union-Baugesellschaft, gebildet, das die Aufgabe übernahm. Die neuen Kasernen wurden nun in den Außenbezirken errichtet, die Breitenseer Kaserne im 15. (heute 14.) Bezirk, die Radetzkykaseme im 16. Bezirk, die Franz-Ferdinand-Kaserne im 10. Bezirk, die Carlskaseme im 21. Bezirk (heute 22. Bezirk) nördlich der Donau, zwei Kasernen (Albrechts- und Wilhelmskaseme) für Infanterie und Artillerie entstanden in unmittelbarer Nachbarschaft im 2. Bezirk. Diese Bauten stehen noch heute in militärischem Eigentum. Im inneren Stadtgebiet blieben neben der Kronprinz-Rudolf-Kaseme (heute Rossauer Kaserne, heute als Verwaltungsgebäude genützt), die Kaserne am Rennweg (in jüngerer Zeit einer Neuverbauung gewichen) und die Stiftskaseme. Spätere Neubauten wurden durchwegs am Stadtrand situiert. Literatur Peter CSENDES - Ferdinand OPLL (Hg.), Die Stadt Wien (Österreichisches Städtebuch, Bd. 7, Wien 1999). Felix CZEIKE, Die Wiener Kasernen seit dem 18. Jahrhundert, in: Wiener Geschichtsblätter 35 (1980). Robert WAISSENBERGER, Wiener Nutzbauten des 19. Jahrhunderts als Beispiele zukunftsweisenden Bauens (Wiener Schriften, H. 38, Wien-München 1977).

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