Budapest und Wien. Technischer Fortschritt und urbaner Aufschwung im 19. Jahrhundert - Veröffentlichungen des Wiener Stadt- und Landesarchivs 9. - Beiträge zur Stadtgeschichte 7. (Budapest - Wien, 2003)

Ferenc Vadas: Stadtplanung in Budapest im 19. Jahrhundert

19 Ferenc Vadas Stadtplanung in Budapest im 19. Jahrhundert Eine Besonderheit der baukünstlerischen Gestalt Budapests ist, dass die im 19. Jahrhundert entstandenen Werke das Stadtbild hier viel mehr bestimmen als anderswo. Mit Ausnahme der Pester Innenstadt und einiger Ofener Stadtteile (in erster Linie das Burgviertel, das einer Altstadt ähnelt) wurde das heutige Straßennetz ebenfalls von der Mitte des 18. Jahrhunderts an ausgebaut, und die Mehrheit der größten öffentlichen Gebäude wurde im 19. Jahrhundert errichtet oder zu ihrer heutigen Form umgebaut. Eine systematische Stadtplanung setzte zu Ende des 18. Jahrhunderts ein, und bis zum Ersten Weltkrieg wurden auch die inneren Bezirke im Wesentlichen ausgebaut. Seitdem sind viele Veränderungen erfolgt (weniger in der Stadtstruktur, mehr im Gebäudebestand), aber im Gesamtbild dominiert nach wie vor die baukünstlerische Erbschaft des so genannten langen 19. Jahrhunderts. Der erste geplante Stadtteil: Lipótváros (Leopoldstadt) Die von 1541 an bis 1686 dauernde Türkenherrschaft brach die mittelalterliche Blüte von Pest und Ofen und hielt die Stadtentwicklung zurück. Auf Grund der Zerstörung, die die Rückeroberung bewirkte, mussten die Partnerstädte fast völlig neu aufgebaut werden. Der Wiederaufbau fing natürlich innerhalb der Stadtmauern an, die dieselben waren wie im Spätmittelalter. In Pest betraf dies das Gebiet der Innenstadt, Ofen hatte schon früher einige Vorstädte um den Burgberg. Diese dehnten sich im Lauf des 18. Jahrhunderts Schritt für Schritt aus, die Vorstädte von Pest fingen aber erst zur Zeit der Jahrhundertmitte an, sich (aus den bis dahin für landwirtschaftlichen Anbau benutzten Gebieten) überhaupt zu entfalten. Diese Verhältnisse bestimmen die Stadtstruktur bis heute. Auf der von Hügeln zerschnittenen Ofener Seite bedeuteten die natürlichen Gegebenheiten den wichtigsten Faktor, den die späteren Regulierungen modifizieren, aber grundsätzlich nicht verändern konnten, da Ort und Richtung der Hauptstraßen von der natürlichen Situation, von der Lage der Täler zwischen Hügeln bestimmt wurde. Die Ofener und Pester Stadtkerne haben ihr vom Mittelalter herstammendes Straßennetz bewahrt: der Ofener, also das Burgviertel bis heute, der Pester, die Innenstadt bis zum äußersten Ende des 19. Jahrhunderts, als der mittlere Teil drastisch umgebaut wurde. Parallel zur Linie der Pester Stadtmauer wurde der Kleinring angelegt und die Straßen, die zu den einstigen Stadttoren

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