Budapest und Wien. Technischer Fortschritt und urbaner Aufschwung im 19. Jahrhundert - Veröffentlichungen des Wiener Stadt- und Landesarchivs 9. - Beiträge zur Stadtgeschichte 7. (Budapest - Wien, 2003)

Violetta Hidvégi: Die Baubehörden von Buda und Pest bis zur Stadtvereinigung

16 Plan nahm der Kaiser und König mit kleineren Veränderungen an, aber weitere drei Jahren vergingen, ehe die vom Palatin vorgeschlagene Stadtverschö­nerungsbehörde ihre Arbeit aufnahm. Die Verschönerungs-Commission der Stadt Pest begann ihre Tätigkeit im Jahr 1808. Die Mitglieder der neu aufgestellten Kommission setzten sich aus je drei Vertretern des Stadtmagistrats und der wahlberechtigten Bürgerschaft, einem Architekten (János Hild, Ignác Kundt, später Mihály Pollack), dem Stadtingenieur (Jakab Degen) sowie einem Maurer- und einem Zimmermeister zusammen. Der Plan jedes neuen Baus musste bei der Kommission eingereicht werden, unabhängig von Art und Größe, ob es um die Errichtung eines Schuppens oder eines mehrstöckigen Wohnhauses ging. Neben den neuen Bauten mussten die Pläne für Umbauarbeiten an Fassaden bereits bestehender Gebäude ebenfalls der Kommission eingereicht werden. Bei der Entscheidung wurden die Ausbildung der Straßenfront des Gebäudes, die Größe der Nachbarhäuser, die Einteilung der Wohnungen, die Brandschutzbedürfnisse und andere, mit den konkreten Bauarbeiten verbundene Aspekte beachtet. Die finanzielle Basis der Kommission bildete anfangs die Erbschaft des Stadtrichters Tóbiás Lechner, der als Junggeselle starb und dessen Besitz auf die Stadt überging. Später vermehrten die in der Verwaltung der Kommission stehenden Steinbrüche und Ziegelbrennereien das bereits vorhandene Vermögen, in das auch die Einnahmen aus den in der Leopoldstadt und dem Stadtwäldchen verkauften städtischen Grundstücken einflossen. Die wichtigste Konsequenz aus der Schaffung der Kommission kann so zusammengefasst werden, dass nunmehr die Fäden der Pester Bauarbeiten an einer einzigen Stelle zusammenliefen. Bauten ohne Genehmigung verschwanden. Bis zum Juli 1848 war die Kommission in ihrer Tätigkeit direkt dem Palatin untergeordnet. In dieser Periode wurde das Stadtbild der klassizistisch-romantischen Stadt Pest geboren. Einige Namen aus der Reihe der herausragenden Architekten, die die Formung des Stadtbilds bestimmten: József Hild, Mihály Pollack, Frigyes Feszi, Antal Gottgeb, Ferenc Kasselik, József Pán, Ferenc Wieser, Miklós Ybl, Lőrinc Zofahl sowie so bedeutende Achitektendynastien, wie die Familien Brein, Diescher und Zitterbarth. Die sich über mehr als ein halbes Jahrhundert erstreckende Tätigkeit der Verschönerungs-Commission kann in drei Abschnitte gegliedert werden. In der Anfangszeit kamen neben den zahlreichen Privatbauten auch bedeutende öffentliche Gebäude zustande; unter anderen wurden das deutsche Theater, Schiff-, Salz- und Tabakamt gebaut. Die fruchtbarsten ersten zwei Jahrzehnte beendete 1838 die Katastrophe der Pester Flut. Danach blieb die Arbeit der Kommission stecken; sie konnte den größeren Bedürfnissen der Stadtreguliemng und der Stadtpolitik nicht genüge tun. Die Aufschüttung des innerstädtischen Donauufers bildete einen Teil des Entwurfes von Hild, aber die Selbstständigkeit der drei Städte, der Mangel einer einheitlichen Betrachtungs­weise stand einer das ganze Donauufer erfassenden, generellen Uferregulierung im Weg. Das nächste Jahr brachte trotzdem eine bedeutende Veränderung mit

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