Budapest und Wien. Technischer Fortschritt und urbaner Aufschwung im 19. Jahrhundert - Veröffentlichungen des Wiener Stadt- und Landesarchivs 9. - Beiträge zur Stadtgeschichte 7. (Budapest - Wien, 2003)

Ferenc Vadas: Das Vollbahnnetz und die Bahnhöfe

139 war, dass der Personenverkehr ins Zentrum der Stadt hineingeführt und die Hauptbahnhöfe durch das Zentrum unterirdisch miteinander verbunden werden sollten. Als Linienführung wollte er die Vorgabe der bereits existierenden Radialstraßen und der Kleinringstraße in nordsüdlicher Richtung nützen, und den Ausbau des unterirdischen, zentralen, Personenübergangsbahnhofes als auch der Aufhebung des Ostbahnhofs. Eine billigere Lösung für die Umsteigemöglichkeit hätte die Verbindung der im West- und Ostbahnhof ankommenden Linien und die Erbauung eines großen, zentralen Bahnhofs hinter dem Stadtpark sein können. Eine Variante des nach langer Zeit fertiggestellten Plans der MÁV empfahl dasselbe, weil diese Alternative eine solidere Lösung bot: Sie hätte das Aufnahmsgebäude des Westbahnhof nur weiter nach hinten verschoben und es mit einer Gleisschleife angeschlossen. Im Zusammenhang mit dem Ostbahnhof wurden ebenfalls widersinnige Vorschläge entwickelt, von der Erweiterung bis zum Abbruch. Als Alternative zur unterirdischen Führung warf man die Möglichkeit einer Hochbahn nach Berliner Vorbild auf. Vor dem Ersten Weltkrieg bezogen einige sogar schon das rechte Donauufer mit in die Überlegungen ein, mit der Überleitung der Bahn durch einen Tunnel unter der Donau. Das einzige gemeinsame Charakteristikum der unzähligen, einander oft diametral entgegengesetzten, zum Teil offiziellen Ideen ist, dass nichts davon verwirklicht wurde und sie nach dem Krieg ihre Aktualität verloren. Später sind noch viele groß angelegte Vorschläge für den Umbau des gesamten Bahnsystems Budapests aufgetaucht, sie blieben aber nur auf dem Papier. Das Eisenbahnnetz Budapests ist heute noch genau so, wie es in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ausgebildet wurde. Literatur Die Bauten am österreichischen Staatsbahnhof in Budapest, in: Budapester Bau- Zeitung und Wohnungs-Anzeiger, 1874 X 25, 287-288. Julius SEEFEHLNER, Der neue Personenbahnhof der k. k. österreichischen Staatsbahngesellschaft zu Budapest, in: Deutsche Bauzeitung 1878/1-2, 1-3. Das Aufnahms-Gebäude der K. K. Priv. Österr. Staats-Eisenbahn-Gesellschaft in Budapest. Nach Mitteilungen der Baudirektion, in: Allgemeine Bauzeitung 1883/1, 3-11, 1883/2, 13-19.; Adolf FENYVESSY, Az első magyar vasút története. [Die Geschichte der ersten ungarischen Bahn] Budapest 1883. A. HELL, Der neue Zentralbahnhof der k. ung. Staatseisenbahnen in Budapest, in: Bauzeitung für Ungarn 1884 VIII. 10, 165-169. Der Zentralbahnhof der königlich ungarischen Staatsbahnen in Budapest, in: Österreichische Wochenschrift für den öffentlichen Baudienst. 1885, 197-199, 204-207. Joseph GONDA, Geschichte der Eisenbahnen in Ungarn von Jahre 1866 bis zur Gegenwart. In: Geschichte der Eisenbahnen der Oesterreichischen-ungarischen Monarchie. Redigiert von Hermann STRACH, 3. Band. Wien-Teschen-Leipzig 1898, 355—418.

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