Budapest und Wien. Technischer Fortschritt und urbaner Aufschwung im 19. Jahrhundert - Veröffentlichungen des Wiener Stadt- und Landesarchivs 9. - Beiträge zur Stadtgeschichte 7. (Budapest - Wien, 2003)
Zsuzsa Frisnyák: Städtischer Verkehr
115 Zsuzsa Frisnyák Städtischer Verkehr Städtische Verkehrsmittel Die Entwicklung des wachsenden und immer besser strukturierten Verkehrssystems der Stadt war mit dem Steigen der Bevölkerungszahl der Hauptstadt untrennbar verbunden. Jedes Verkehrsmittel des 19. Jahrhunderts (Lohnkutschen, Omnibus, Pferdebahn, Straßenbahn, U-Bahn) war in der wachsenden Stadt der Jahrhundertwende vertreten. Die Pferdekutschen und die Kutschen, die nicht für den öffentlichen Verkehr dienten, hatten eine unbedeutende Rolle im städtischen Verkehr. Eine Erhebung von 1887 registrierte auf dem Gebiet Budapests 2.534 Passagier- und 5.063 Warentransportkutschen. Verglichen mit 24 anderen ungarischen Stadtgemeinden schneidet Budapest bei der Betrachtung des nicht für den öffentlichen Verkehr genutzten Verkehrsmittelbestands durchschnittlich oder unterdurchschnittlich ab. Die Anzahl der auf tausend Bewohner entfallenden Personentransportmittel in Budapest - wie auch in den anderen ungarischen Städte - war ziemlich klein: fünf Passagierwagen auf 1.000 Bewohner. Dieser Wert war in neun Städten höher als in der Hauptstadt.1 Im Falle der Warentransportmittel war die Situation in Budapest noch viel schlechter. In der Hauptstadt entfielen kaum zehn Warentransportmittel auf 1.000 Bewohner. Gleichzeitig betrug dieser Wert in Szegedin und in Pancsova 50 Warentransportmittel auf 1.000 Bewohner. Das hoch entwickelte Industriebahnnetz Budapests und die relativ hohe Anzahl von Transportunternehmern (1892 arbeiteten 116 von 403 Transporteuren in der Hauptstadt) machten das Vorhandensein der Waren transportkutschen nicht unbedingt erforderlich. In den Jahrzehnten vor 1870 wurden die Verkehrsmittel der Stadt zumeist von Kleinunternehmem betrieben. Von den 1870er Jahren an verändert sich der Zeitgeist schrittweise: In der Verkehrsinfrastruktur der Stadt spielten die Verkehrsuntemehmen und Aktiengesellschaften eine immer größere Rolle. Vom Ende der 1880er Jahre an charakterisiert nicht mehr Findigkeit, sondern Innovation die Entwicklung des Verkehrswesens. Anstatt der speziellen technischen Kenntnisse einzelner Unternehmer formten nunmehr Erfindungen und technologische Entwicklungen die urbane Verkehrsstruktur. Budapest war für Neuerungen offen und auf die erzielten Ergebnisse auch stolz: Die erste 1 Debrezin, Marosvásárhely, Klausenburg, Pressburg, Fünfkirchen, Komom, Großwardein, Szatmárnémeti, Pancsova.