Nemzetiségi ügyek dokumentumai Baranyában 1938-1944 - Tanulmányok és források Baranya megye történetéből 5. (Pécs, 2000)

Bevezető

Einleitung Die Situation und Bewegungen der Nationalitäten in Ungarn während des zweiten Weltkrieges wurden bisher unter anderem wegen Mangels an entsprechenden Quellen nicht untersucht. Hinsichtlich des Ungarndeutschtums prägte in erster Linie die führende politische Elite die einheitliche Stereotypie einer schuldigen Nationalität, und jahrzehn­telang war nicht einmal die Geschichtsschreibung imstande, dieses Bild hinreichend zu widerlegen. Der vorliegende Dokumentarband soll zu einer nuancierteren Beurteilung der Lage und der Bewegungen der ungarländischen Nationalitäten beitragen. Der Mangel an Quellen ist nicht irgendeinem Zufall zuzuschreiben. Das Institut für Politikgeschichte der Partei Ungarischer Werktätigen (Magyar Dolgozók Pártja, MDP) ließ nämlich 1952 unter anderem die die Nationalitäten betreffenden Dokumente aus den Archiven entfernen. Dabei dürften zahlreiche Materialien verschwunden sein, denn Mitte der 1920er Jahre wurde auf eine Verfügung der damaligen Regierung hin ein Meldedienst organisiert, deren Dienststellen regelmäßig Berichte über die wichtigsten Ereignisse in den Gemeinden, Landkreisen und Komitaten an die Obergespane verschickten, die diese in Form von zusammenfassenden Berichten oder direkt im Original an das Amt des Ministerpräsidenten bzw. an das Innenministerium weiterleiteten. Unter diesen Doku­menten waren auch Verfügungen und Informationsschriften der Regierungsorgane zu finden, so daß die Dokumente in den Archiven der Obergespane die Situation in ganz Ungarn repräsentierten. Ob und wo die aus den Archiven entfernten Schriften noch aufzufinden wären, ist heute noch unbekannt, deshalb konnten diese bei den einschlägigen Arbeiten nicht berücksichtigt werden. Hiervon gibt es eine einzige Ausnahme, und zwar das Komitatsarchiv Baranya, wo die besagten Dokumente nicht entfernt wurden. Dafür gibt es einen einfachen Grund: Die Index- und Eingangslisten der an den Obergespan adressierten Dokumente sind nicht vorhanden, deshalb konnten die zur Entfernung vorgesehenen Dokumente nicht automatisch als solche gekennzeichnet und entfernt werden, zumal man für diese Arbeit nicht zu viel Zeit opferte. Die Archivare der Gegenwart vermuten, es dürfte sich wohl um eine Art Sabotage der Anweisung seitens der ehemaligen Kollegen handeln. Beweise dafür liegen natürlich keine vor. Später widmete man sich trotzdem den die Nationalitäten betreffenden Dokumenten, jedoch nicht mehr zwecks deren Entfernung, sondern zu Forschungszwecken. Ergebnisse dieser Tätigkeit sind die Speicherung des ganzen Materials auf CD-Rom sowie die Veröffentlichung einer reichen Auswahl typischer Dokumente im vorliegenden Band. Die Auswahl umfaßt 221 Schriften, die die Situation im damaligen Ungarn doku­mentieren. Es sind hauptsächlich Berichte der Obergespane an den Ministerpräsidenten und an den Innenminister, und wenn keine solchen vorlagen, wurden Dokumente der Oberstuhlrichter, der Polizeikommandanten, der Gendarmerie und anderer Behörden in den Band aufgenommen. Hie und da wurden auch einige von den Obergespanen getroffene Verfügungen eingeblendet. Besondere Bedeutung kommt den Anweisungen der Regierung zu, die aus der Sicht der Geschichtsschreibung oft lückenschließende Funktion haben.

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