Baranyai helytörténetírás. A Baranya Megyei Levéltár évkönyve, 1987/1988. (Pécs, 1988)
FORRÁSKOZLEMÉNYEK ÉS TANULMÁNYOK A NEMZETISÉGI KÉRDÉSRŐL A 19-20. SZÁZADBAN - Ortgeschichtsschreibung in Baranya 1987/1988
den Sprachzustand des Ungarischen im 18. Jahrhundert sehr wertvoll. Der Anhang liefert ein ausführliches Ortsverzeichnis, eine Übersicht über den Aufbau der Herrschaften, eine Tabelle der Grundbuchnummern der Leibeigenen und eine Auflistung ihrer Dienstleistungen sowie eine Erklärung der damals gültigen Maßeinheiten. Schließlich ist noch eine übersichtliche Landkarte der Herrschaftsgüter angefügt, die eine Einordnung und Ortung der Besitztümer zum Zeitpunkt der Bestandsaufnahme ermöglicht. Z. Géza Kiss, ein hervorragender Kenner der Ormánság stellt in seiner Studie die Veränderungen der Siedlungen im Laufe des 18. und 19. Jahrhunderts dar und erschließt das Alltagsleben dieser Gegend nach historischen und folkloristischen Gesichtspunkten. Nach einläßlicher Schilderung der Dorfentstehung in def Ormánság führt er uns in förmlich greifbarer, überaus anschaulicher Darlegung die Fronhöfe und die Häuser der Leibeigenen vor Augen, aber auch das Leben in den dörflichen Bauten des 18. Jahrhunderts. Der Leser wird mit Entstehung und Inneneinrichtung des sogenannten 'Sockelhauses 1 (talpas ház) bis ins einzelne vertraut gemacht. Besonderes Interesse erwecken die mit den kirchlichen Bauten befaßten Teile der Studie. Weiters wird der Wandel an den öffentlichen Bauten des Dorfes herausgestellt. Hervorragend ist die zusammengefaßte Schilderung der reformierten Kirchen mit ihren bemalten Kassettendecken. fmre Ôdors Abhandlung über „Das ungarische Adelsaufgebot in der Zeit des Spätmittelalters" greift eine historisch sehr wichtige Frage auf. Bekanntlich verteidigte der ungarische Adel sein Privileg der Steuerfreiheit erfolgreich sechs Jahrhunderte hindurch, indem er sich auf seine Insurrektionspflicht berief. Und zwar trotz der Tatsache, daß sich schon zu Beginn des 17. Jahrhunderts deren Ineffektivität herausgestellt hatte. Der Verzicht auf eine jederzeit verfügbare Streitmacht zeitigte für das Ungarntum katastrophale geschichtliche Auswirkungen. Der Verlust der nationalen Selbständigkeit stand bekanntlich in engstem Zusammenhang mit dem Fehlen eines stehenden Heeres. Im 18. Jahrhundert wurde die Insurrektion und ihre Beibehaltung zur Zielscheibe heftiger Angriffe, und ihre zeitgemäße Umgestaltung stand auf der Tagesordnung. Diese Vorgänge verfolgt der Autor und untermauert seine Darstellung mit eindrucksvollem Quellenmaterial. Trotz der üblen Erfahrungen beim Kampf um Győr/ Raab kam es nicht zu der erforderlichen Neugestaltung. Der Adel hatte somit bewiesen, daß er, selbstherrlich auf sich allein gestellt, zur wirksamen Verteidigung des Landes nicht in der Lage war. Der von Ferenc Bemlcs stammende Aufsatz „Die Grundschulbildung zur Zeit des Dualismus" erschließt aufgrund von archivalischen Quellenforschungen in gewissem Sinne Neuland, da für die Geschichte des ungarischen Bildungswesens in dieser Periode kaum sehr viel Nennenswertes beigesteuert wurde. Der Autor entwirft ein vielfarbiges Bild des gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Lebens der Stadt Pécs/Fünfkirchen, wobei er das Schulwesen in den Mittelpunkt des Gesamtrahmens rückt. Der Leser erhält einen zuverlässigen und klaren Einblick in die Gestaltung des Schulnetzes, in die Schülerzahlen, die Volksschulorganisation, die Entwicklung der Schultypen, die inhaltlichen Fragen der Unterrichts- und Erziehungsarbeit, über soziologische und methodische Faktoren, welche die Lernergebnisse beeinflussen, aber auch einen Abriß der pädagogischen Richtungen und Methoden vermittelt. Ein Sonderkapitel behandelt die Arbeits- und Lebensbedingungen der Lehrpersonen. Schließlich rundet ein überlick über die