Ungarn auf Landkarten – Ausstellungsführer

Prof. Dr. István Klinghammer: Die Karten des Karpatenbeckens - ein historischer Überblick der ungarischen Kartographie von den Anfangen bis heute

als Carte Rouge, die 1920 auch auf dem Tisch der Vorbereitungskommission des 1920-er Trianoner Friedensdiktats lag, ist auch heute ein weltweit anerkannter Grundstein der Kartographie. Niemand hat die Authentizität der Karte bezweifelt, dennoch konnte sie nicht zum Basisdokument der Friedensvorbereitung werden. Ihre Bedeutung bestätigt, dass der Völkerbund ihren Schöpfer 1924 um seine Mitarbeit in der sogenannten Mossul-Kommission im Zusammenhang mit der Regelung der Kurdenfrage ersuchte. Unter seinen Vorschlägen befinden sich bedenkenswerte Überlegungen, die im Mossuler Bericht klar von Telekis toleranten nationalitäten­politischen Ansichten zeugen. Zwei Jahrzehnte später kamen Telekis Karten­konstruktionsmethoden erneut zum Einsatz, bei der Grenzfestlegung nach der Gründung des Staates Israel. Ervin Raisz [1893-1968] siedelte 1923 aus Ungarn in die USA um. Als Mitarbeiter der Flarvard University verfasste er 1938 das erste inhaltlich umfassende amerikanische kartographische Lehrbuch, die General Cartography. Raisz trug auch zur Weiterentwicklung der Bodenreliefdarstellung bei: Er teilte die Erdoberfläche in 40 geomorphologische Typen ein, die er in bildlicher Form, durch Nachahmung der Ansicht aus der Vogelperspektive wiedergab; seine Methode nannte er physiographische Bodenreliefdarstellung. Sándor Radós [1899-1981] Tätigkeit ist nicht nur mit der Benennung Sowjetunion verknüpft, sondern auch mit dem ersten Luftverkehrsatlas der Welt aus den 1930-er Jahren. In den 1940-er Jahren war er der Pionier der Gestaltung der heutzutage so populären Pressekarten. Radö legte den Delegierten auf dem XX. Internationalen Geographischen Kongress 1964 in London die Pläne einer Weltkartenserie 1 : 2 500 000 dar und präsentierte sogar das erste schon fertige Segment des Werkes, das Blatt namens London. Vorangegangen war seinem sensationellen Beitrag, dass auf Radós Anregung hin 1956 sieben sozialistische Länder - bis 1960 war China das achte - im Rahmen einer wissenschaftlichen Zusammenarbeit die Erarbeitung des Karten­werkes begonnen hatten. Imre Izsák verließ Ungarn 1956 nach seinem Astronomiestudium und begann seine kometenhafte Karriere in den USA. Izsák erkannte, dass die seit Anfang der 17

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