Erzherzog Ludwig Salvator – Ein Leben für die Wissenschaft 1847-1915

LEBENSDATEN - HABSBURG - LOTHRINGEN - TOSKANA. ZUR HERKUNFT LUDWIG SALVATORS

So ließ Franz Stephan, dem Beispiel seines Vaters folgend, auch in Schönbrunn, wo er ebenfalls eine Menagerie einrichtete, einen botani­schen Garten anlegen, - dem ein Jahr später jener der Universität folgen sollte, - holte unter anderen den holländischen Botaniker und Gärtner Nikolaus Joseph Jacquin nach Wien und schickte diesen 1755 auf For­schungsreise in die Karibik. Diese Expedition zu wissenschaftlichen Zwek- ken, deren Ergebnisse aber auch der Wirtschaft dienen sollten, stellte für Österreich ein erstmaliges Unternehmen dar. Franz Stephan betrieb auch die Gründung der Bergakademie in Chemnitz, so wie ihm die Anwendung wissenschaftlicher Erkenntnisse in den Bereichen Technik und Industrie überhaupt ein Anliegen war. Nicht nur, daß er sich selbst als Erfinder versuchte, war er auch der erste Kai­ser, der für industrielle Verdienste Adelsdiplome verlieh. Seiner leidenschaftlichen Sammlertätigkeit, die sich auch auf Mün­zen und Medaillen erstreckte, entsprang schließlich auch die Gründung des Hof-Naturalien Cabinetts (1748), das das mit der von Franz Stephan angekauften berühmten und damals zu den hervorragendsten seiner Zeit gehörenden, vornehmlich aus Mineralien und Petrefakten bestehenden Naturaliensammlung von Johann Ritter von Baillou aus Florenz, den er auch zum Direktor der Sammlung in Wien ernannte, den Grundstock des Wiener Naturhistorischen Museums darstellt. Franz Stephan war es auch, der den Mathematiker Nagl mit der Erkundung und Vermessung der Adelsberger Grotte (Postojna, Slowenien) beauftragte, der damit die Grundlage weiterer speläologischer Forschun­gen schuf. Franz Stephans Sohn, Pietro Leopoldo, folgte dem väterlichen Bei­spiel als Großherzog in Toskana im kleinen wie im großen. Er hatte sich ebenfalls die Chemie zur Lieblingswissenschaft erkoren und führte an seinem eigens zu diesem Zweck konstruierten „banco chimico“ selbst Experimente durch, wovon noch heute erhaltene vom ihm persönlich her­gestellte Essenzen und Chemikalien Zeugnis ablegen. Er lud aber auch den schwedischen Chemiker und Physiker Torbern Bergmann (1758- 1784) nach Florenz ein und erarbeitete mit ihm gemeinsam die ebenfalls noch erhaltenen „Tabula affinitatum inter differentes substantias“ aus, veranlaßte chemische Analysen der toskanischen Heilquellen und Seen und setzte für die Auffindung und Erschließung eines Steinkohlevor­kommens in der Toskana einen hohen Preis aus. Seine Besichtigungen der Eisenminen von Hüttenberg und des Quecksilberbergwerks in Idria (Idrija, Slowenien) im Sommer 1776 bekunden auch sein Interesse für Montanistik und Mineralogie. Der bedeutendste Mitarbeiter und Berater Pietro Leopoldos auf wis­senschaftlichem Gebiet war der durch seine für die experimentelle Me­thode des 18. Jhdts beispielhaften physikalischen und physiologischen Arbeiten zum Gift der Schlangen bekannt gewordene Anatom, Felice 21

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