Manfried Rauchensteiner: Waffentreue – Die 12. Isonzoschlacht 1917

Marie-Theres Egyed: Die Kriegsberichterstattung

oder eben: „Gedanken über die italienische Krise“.45 Doch genauso fanden internationale Reaktionen, vor allem von England und Frankreich, Eingang in die Berichterstattung, ebenso wie solche aus der Schweiz: „Eine neutrale Würdigung unserer Erfolge“.46 Schließlich thematisierte die NFP nicht nur die Stimmung in der italienischen Armee „Meuterei einer italienischen Brigade“ und „Gerüchte um die Enthebung des Herzogs von Aosta“,47 sondern auch die gesamtitalienische Lage: „Wachsende Schwierigkeiten der Lebensmittelversorgung in Italien. Ein neuer Generalkommissär für das Emährungswesen“,48 und schließlich die Konsequenzen der Isonzoschlacht auf die Armeefiührung: „Cadoma abgesetzt“.49 Im Aufbau waren sich die Kriegsberichte, auch jene der Österreichisch- Ungarischen Kriegskorrespondenz, ähnlich. Der lange und mühsame Anmarschweg wurde ausführlich geschildert, der Wechsel von Zivilisation zu den Schlachtfeldern gab Zeit, Gedanken über die Hintergründe der Kämpfe zu äußern. Stereotype Vergleiche oder der Gegensatz Kulturwelt und Barbarei wurden häufig verwendet, sowie Einzelschicksale beschrieben. Die Tapferkeit österreichischer Truppen wurde stark betont und gelobt, Kriegsgefangene und Verluste des Gegners hingegen meistens drastisch hervorgehoben. Detailgetreue Beschreibungen von Kämpfen und Gefechten rundeten das Bild ab.50 Im Krieg schrieben unter den militärischen Berichterstattern für die NFP Alexander Roda Roda, Felix Salten, Ludwig Ganghofer, Alice Schalek, Sven Hédin, Max Osborn und Franz Molnár. Zusätzlich konnte Moritz Benedikt, der Chefredakteur der NFP, hohe Offiziere als Interpreten der Kämpfe verpflichten.51 Kunstgruppe Die Kunstgruppe folgte - nach eigener Definition - der Bestimmung, namhaften Künstlern die Gelegenheit zu bieten, den Krieg in allen seinen Teilen - namentlich an der Front — kennen zu lernen, um das Geschehene künstlerisch festzuhalten und auszuwerten.52 So wurde im Rahmen des KPQ neben der schriftlichen Berichterstattung die künstlerische Darstellung der Kriegsereignisse gefördert. Vor allem aber sollte über die tägliche Information hinaus das Künstlerische zu Wort kommen. Die Bewältigung und Umsetzung des Erlebnisses „Krieg“ sollte durch die verschiedenen „künstlerischen Temperamente“ und Altersstufen ausgedrückt Neue Freie Presse vom 4. November 1917 - Morgenblatt. 46 Neue Freie Presse vom 2. November 1917 - Morgenblatt. 47 Neue Freie Presse vom 7. November 1917 — Morgenblatt. 48 Neue Freie Presse vom 7. November 1917 - Morgenblatt. 49 Neue Freie Presse vom 10. November 1917 — Morgenblatt. 50 D r e ß 1 e r: Zwischen Euphorie und Realismus, S. 101. 51 Ebenda,S.99. 52 KPQ Fasz. 25, zit. nach G ö I s s : Kunst, Propaganda und Krieg, S. 12. 74

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