1705 – Was vor 300 Jahren geschah…
Europa 1705
allenthalben verbreitende Baulust, obwohl dadurch natürlich auch die Wirtschaft belebt wurde. Der aufwendigen Hofhaltung, der die Entwicklung barocker Kunst, insbesondere Architektur und Musik, entscheidende Impulse verdankte, stand die Verelendung breiter Schichten der Bevölkerung gegenüber, wie sie auch in den Bettler- und Steuerpatenten Josephs I. zum Ausdruck kommt. Die schwierige wirtschaftliche Situation führte wie auch sonst in Europa, etwa in Frankreich, zu Hungersnöten und Hungerrevolten und verstärkte darüber hinaus die Kriminalität, von der nicht zuletzt die Berichte über das Räuberunwesen beredtes Zeugnis ablegen. Insgesamt ergibt sich damit das sehr ambivalente Bild einer Gesellschaft, in der Glanz und Elend nahe beieinander liegen. Leopold Auer 1. Zeitgenössische Publizistik Zu Beginn des 18. Jahrhunderts war das Bedürfnis der Öffentlichkeit nach “Neuigkeiten“ schon sehr groß geworden. Da von verschiedenster Seite aber auch der Wunsch bestand, sich der Öffentlichkeit mitzuteilen, erreichte die Produktion von entsprechenden Druckwerken nahezu ungeahnte Ausmaße. Wie schon während des 16. und 17. Jahrhunderts wurden zu allen Vorkommnissen des täglichen Lebens Flugschriften veröffentlicht. Da es mittlerweile in jeder größeren oder kleineren Stadt Druckereien gab, war der Zugang zu diesem Medium sehr erleichtert. Die seit Jahren üblich gewesenen “Geschriebenen Zeitungen“ wurden so nach und nach in gedruckter Fonn verbreitet. Die weitere Entwicklung brachte dann die “Erfindung“ der Tageszeitungen mit ihrer aktuellen Berichterstattung. Für “Regierungsverlautbarungen“ blieb die Flugschrift oder das Patent die offizielle Form. Eine andere Gruppe von Veröffentlichungen bilden die großen Serien, die jeweils im Rückblick auf einige Jahre die politische Entwicklung wiedergeben. Es mögen hier nur das “Theatrum Europaeum“ von Merian und der “Neu eröffnete historische Bildersaal“ von Imhoff erwähnt werden, die in unserer Ausstellung auch präsent sind. Wie alle früheren Zeiten brachte auch das 18. Jahrhundert Autoren hervor, deren Hauptziel die Verherrlichung eines Herrschers und seiner Werke war. Sie ergriffen dankbar die vielfachen Möglichkeiten der Buchdrucker- und Kupferstecherkunst, um ihren Gegenstand in möglichst hellem Licht darzustellen. Auch dafür bieten die Publikationen des Jahres 1705 einige Beispiele. Die seit dem 16. Jahrhundert weit verbreiteten Schreibkalender erfreuten sich weiterhin großer Beliebtheit.