700 Jahre Schweiz

II. Von der Habsburg nach Österreich

Handel, von der Nominierung eines Schiedsrichters für alle rechtlichen Probleme, von gegenseitigen Beistands- und Nichtangriffspakten die Rede. Aber die Eidgenossen mußten nicht - wie später in Basel (siehe n. 13) - ihre Eroberungen zurückstellen, - und dies bedeutete den Verzicht des Habsburgers auf seine Schweizer Stammlande. Am härtesten mußten Sigmund die letzten Bestimmungen treffen: Der Vertrag sollte nicht nur für ihn und seine Kinder (bis dahin hatte Sigmund keine legitimen Nachkommen), sondern auch für seine Erben gelten. Damit waren der österreichische Vetter, Kaiser Friedrich III., und dessen Sohn Maximilian als spätere Eigentümer von Habsburg und Kiburg ausgeschlossen. Ebenso gravierend war, daß die vier „Waldstädte“ Rheinfelden, Säckingen, Laufenburg und Waldshut für die Eidgenossen „offen“ zu halten waren, d. h. als Stützpunkte militärischer Unternehmungen genützt werden konnten. Sigmund hatte eine Möglichkeit des Widerstandes gegen die eindeutige Bevorzugung seiner Gegner: Er verweigerte die Besiegelung. Wir dürfen uns also nicht vorstellen, daß am 11. Juni an beide Exemplare - jeder Vertragspartner hatte ein Original zu erhalten - alle 10 Siegel gehängt wurden. Die Reihe eröffnet das französische Thronsiegel in einer mit den französischen Lilien bemalten Holzkapsel. Nicht vor Ende 1474 wurde Sigmunds durch den Druck des eingelegten Pergamentstreifens leicht beschädigtes Siegel hinzugefügt. Es folgen die Siegel Zürichs, Berns, Luzerns, Uris, Schwyz’, Unterwaldens, Zugs und Glarus’. Erst als notariell festgehalten wurde, daß die Eidgenossen nie Österreich von den Waldstädten aus angreifen würden und Ludwig XI. einen Schutzbrief ausgestellt und beträchtliche „Pensionen“ gezahlt hatte, verzichtete Sigmund auf weiteren Einspruch. Der Sieger war der französische König: Er hatte mit der Einigung einen Riegel gegen Burgund geschaffen, - schon am 21. Oktober 1474 beschlossen Frankreich und die Eidgenossen, Karl dem Kühnen den Krieg zu erklären. Druck: Joseph Chmel Monumenta Habsburgica 1/1 (Wien 1854) S. 234-239. Lit.: Werner Maleczek Die diplomatischen Beziehungen zwischen Österreich und Frankreich in der Zeit von 1430-1474 (phil. Diss. Innsbruck 1974) S. 230, 285- 304, 311-322; Handbuch der Schweizer Geschichte 1 (2. Auflage Zürich 1980) S. 316 ff; Geschichte des Landes Tirol 1 (Bozen-Innsbruck-Wien 1985) S. 470 f. Th 23

Next

/
Thumbnails
Contents