700 Jahre Schweiz
Vorwort
VORWORT 1991 feiert die Schweiz 700 Jahre ihres staatlichen Bestehens. Das genaue Tagesdatum steht zwar nicht fest, als sich die Talgemeinden von Uri, Schwyz und Unterwalden vor 700 Jahren zusammengeschlossen haben, um künftighin gemeinsam allen äußeren und inneren Gefahren zu begegnen. Aber die Niederschrift dieser Vereinbarung auf einem Pergament legt einen Gedanken nahe, etwas über den äußeren, den konkreten Anlaß zum Gedenken des Jahres 1291 hinaus zu gestalten. Dieses Pergament, das auf seiner Rückseite den Vermerk „pundsbrieff der dryer lendern“ trägt, ist ein Archivale, und das ist ein Umstand, der geradezu zwingend dazu auffordert, auch die Archive als die Bewahrer und die Hüter ältester und jüngster Schriftzeugnisse zum Werden und heutigem Leben eines Staates miteinzubeziehen in das große Erinnern und Selbstbesinnen, die solche Feierlichkeiten ausmachen. Das Österreichische Staatsarchiv nimmt gerne die Gelegenheit wahr, das „Schweizer Jahr“ mit einer Archivalienausstellung ausklingen zu lassen und ihm mit einem wissenschaftlich fundierten Ausstellungskatalog etwas Bleibendes zu widmen. Unter dem Motto „700 Jahre Schweiz“ sollen mit dieser Ausstellung die vielschichtigen Beziehungen zwischen „Helvetia“ und „Austria“ beleuchtet werden. Vielleicht - und wir hoffen es sogar - kann damit das Nachbarland Österreich mit den archivalischen Schätzen und Kostbarkeiten seines Staatsarchivs auch zu einem abgerundeten Bild der Schweizer Geschichte beitragen. In der Ausstellung, die im Ausstellungsraum des neuen, in den Jahren 1981 bis 1986 erbauten Staatsarchivgebäudes eingerichtet wurde, sind alle fünf Staatsarchivabteilungen mit ausgewählten Exponaten vertreten, die historischen Abteilungen ebenso wie die jüngste Abteilung „Archiv der Republik“. Damit konnte der zeitliche Rahmen vom Spätmittelalter bis in die jüngste Gegenwart hinein gespannt und die Variationsbreite der ausgestellten Quellengattungen, wie Urkunden und Akten, Landkarten und Codices, alte Drucke und Realien, stark verbreitert werden. Es ist das Bestreben der Ausstellung, dem Besucher mit den ausgestellten Objekten die Schweizer und die österreichische Geschichte abwechslungsreich, interessant und auch amüsant näherzubringen. Es soll durch sie aber auch die geschichtswissenschaftliche Forschung angeregt und zu einem intensiven Dialog einer Aufarbeitung von Unterschiedlichkeiten und Gemeinsamkeiten geführt werden. Für die Finanzierung der Ausstellung und deren Katalog darf dem Bundeskanzleramt geziemend gedankt werden. Der Dank der Generaldirektion gebührt auch allen Mitarbeitern, die zum Gelingen der Ausstellung beigetragen haben. Ganz besonders zu danken ist der Koordinatorin der Ausstellung, Frau Dr. Christiane Thomas der Staatsarchivabteilung Haus-, Hof- und Staatsarchiv; Konzeption und Gestaltung der Ausstellung sind weitgehend ihr Werk und damit auch ihr Verdienst. Dr. Kurt Peball Wien, im November 1991 Generaldirektor 7