Österreich und das Heilige Römische Reich
INHALTSVERZEICHNIS - Leopold Auer: Österreich und das Heilige Römische Reich. Gedanken zur Ausstellung
Positionen wie jene Hans von Voltelinis könnte aber einen neuen Zugang zur Reichsgeschichte eröffnen, der über Österreich hinausweist und die übernationale Komponente der Reichsgeschichte hervorhebt, die auch mit deutscher Geschichte nie einfach deckungsgleich gewesen ist. Deutsche, österreichische und Reichsgeschichte erscheinen in solcher Sicht wie Kreise unterschiedlicher Größe und unterschiedlicher Mittelpunkte, deren Flächen sich teilweise überlagern. Für den Entschluss zur Ausstellung hat neben dem Umstand, dass sie Teil des kulturellen Rahmenprogramms der EU-Präsidentschaft Österreichs sein soll, die Überlegung eine Rolle gespielt, dass Österreich einige wesentliche Stücke aus der Erbmasse des Reiches wie die Reichskleinodien oder die Reichsarchive besitzt. Auch sonst hat die Zugehörigkeit zum Reich ihre Spuren in der österreichischen Geschichte hinterlassen; vor allem die Entwicklung Wiens ist stark von seiner Rolle als Kaiserresidenz geprägt worden. Die Ausstellung präsentiert in sechs Gruppen ausschließlich archivalische Dokumente aus den Abteilungen des Österreichischen Staatsarchivs, vornehmlich der Abteilung Haus-, Hof- und Staatsarchiv, die die Rolle Österreichs im Reich veranschaulichen sollen. Schwerpunkte bilden dabei die Doppelfunktion der Habsburger als Kaiser bzw. Könige und Landesfürsten, die häufig eine Entsprechung in dem konkurrierenden oder parallelen Abschluss von Verträgen zwischen dem Reich und/oder Österreich einerseits und europäischen Mächten andererseits findet, die das Reichs- mit dem österreichischen Interesse verbindende Türkenabwehr und der schriftliche Niederschlag, den die Rolle Wiens als Kaiserresidenz seit der frühen Neuzeit in archivalischen Dokumenten gefunden hat. Ein besonderes Kapitel ist dem Übergang zum Kaisertum Österreich und dem Ende des Reiches gewidmet, womit zugleich die Verbindung zum zweihundertjährigen Jubiläum des Reichsendes als Anlass der Ausstellung hergestellt wird. Zahlreiche Veranstaltungen werden auf dieses Jubiläum aufmerksam machen, vor allem auf die große kulturhistorische Reichsausstellung, die ab Ende August 2006 in zwei Teilen in Magdeburg (für das Mittelalter) und in Berlin (für die Neuzeit) zu sehen sein wird, ist hier hinzuweisen. Ihr soll die im Verhältnis dazu kleine Ausstellung des Österreichischen Staatsarchivs, die aber nichtsdestoweniger wichtige Objekte präsentieren kann, die zum Teil dann auch in Magdeburg und Berlin gezeigt werden, gleichsam als Präludium vorangehen. 5