Prékopa Ágnes (szerk.): Ars Decorativa 32. (Budapest, 2018)

György NÉMETH: Die Briefladen von Sámuel Bíró von Homoródszentmárton und Klára Dániel von Vargyas. Zwei Kabinettschränke mit besonderem Aufbau aus dem ersten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts

äußeren Erscheinungsbild verändern. Durch das Öffnen der schwenkbaren Kästen ändert sich die Funktion nicht, es offenbart sich lediglich die wirkli­che Funktion des Möbelstückes.30 In der europäischen Möbelgeschichte ist all­gemein bekannt, dass sich der Kabinett­schrank als Möbeltyp — ähnlich wie zahlrei­che andere Möbeltypen - aus der Truhe entwickelt hat. - Abgenommen vom Tisch, Sockel oder niedrigem Schrank als Unter­satz sind die Kabinettschränke ein wie eine Truhe tragbares Möbelstück. Daher wur­den an den Seiten oft auch Griffe ange­bracht, ihr Einsatz als Truhe ist nicht als besondere Funktion zu betrachten. Die Briefladen von Sámuel Bíró und Klára Da­niel können deswegen nicht mit dem Ter­minus „verwandelbare Möbelstücke“ bezeichnet werden. Die Anomalien um ihre Bezeichnung herum erklären sich mit ihrer Eigenschaft, umgewandelt werden zu können. Es ist kein Zufall, dass ich in meinen früheren Veröffent­lichungen und auch den späteren Prä­sentationen den Ausdruck „rätselhaf­tes Möbelstück“ für diese nicht leicht enträtselbaren Kunstobjekte verwen­det habe. Auch dieses Mal verfolge ich das Ziel, diese besonderen Möbelstü­cke in der europäischen Möbelge­schichte gebührend zu platzieren. Die ehemaligen Besitzer der Briefla­den,31 Sámuel Bíró von Homorödszent- märton (1665—1721) und seine Ehefrau Klára Daniel von Vargyas (1676-1735) wurden bereits 1700 als Eheleute erwähnt. Zu der Zeit der Anfertigung der Möbelstü­cke (während des Rákóczi-Freiheitskamp- fes) haben sie mit ihren Kindern in Südsie­benbürgen, in Kronstadt (ung. Brassó, heu­te Braşov, Rumänien), gelebt. Kronstadt als befestigte Stadt stand unter dem Schutz der 11-13. Funktionen des Kabinettschrankes: (1) Kasten/Truhe; (2) Kabinett­schrank; (3) mit herausziehbarer Schreibplatte (Schreibkabinett­schrank) deutschen Soldaten, wo die kaisertreue sie- benbürgisch-sächsische Bevölkerung und ein Sekler Adliger wie Sámuel Bíró, der sich von den Kämpfen fernhielt, während der besonderen Herausforderungen für das Land mit seiner Familie verhältnismäßig ruhig leben konnte. Sámuel Bíró, der einer Familie des mittleren Adels entstammte und in den letzten Jahren des selbstständi­45

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