Prékopa Ágnes (szerk.): Ars Decorativa 31. (Budapest, 2017)

Hilda HORVÁTH: Sechs Löffel und sechs Stühle. Die Kunstsammlung des Ehepaars Stéger-Urbán - und was davon geblieben ist

auf die Wohnung in der Aréna Straße etwas leerer wurde. Der geplante Verkauf der ins Ausland gebrachten Gegenstände ist je­doch misslungen, denn der mit dem Ver­kauf beauftragte Verwandte hat die Kunst­schätze einfach unterschlagen.51 Stégers haben ihre wertvollsten Kunst­gegenstände - aus Angst vor deren Zerstö­rung durch Bombenangriffe - in Safes von Banken eingelagert. Dazu gehörten chine­sische Keramik in sechs Kisten, europäi­sche und frühe persische Fayencestücke sowie andere Kunstgegenstände (Brüsse­ler Wandteppich, Holzstatue), die im Bunker der Allgemeinen Ungarischen Kreditanstalt (Magyar Általános Hitel­bank) hinterlegt wurden. Alle sind von hier verschwunden, die sowjetischen Sol­daten haben alles mitgenommen. Das gro­ße Silbervermögen der Stégers wurde im Pfandhaus der Postsparkasse hinterlegt. Das Ehepaar wurde im Juni 1944 auf den Weg nach Auschwitz gebracht, sie wurden jedoch aufgrund einer Befreiungsurkunde des „Ritterstuhls” (Vitézi Szék) befreit. Zu Hause angekommen, wurden sie von deutschen Soldaten gefangen genommen und ins Internierungslager nach Kistarcsa deportiert. Während dieser Zeit haben die Beamten des Pfandhauses ihre Wertgegen­stände verkauft, Stégers haben die Post­sparkasse wegen Veruntreuung zur Ver­antwortung gezogen. Ein anderer Teil des Silbers, der größtenteils aus dem 17.-18. Jahrhundert stammte und ebenfalls dort eingelagert wurde, kam während der In­ternierungszeit an den Kunsthändler Gy­ula Rutz, der 1947 noch alles besaß, jedoch nicht bereit war, diese zurückzugeben. Stégers haben versucht, ihr Eigentum auf dem Rechtswege zurückzubekommen, über dessen Ausgang stehen uns jedoch keine Informationen zur Verfügung. Das Bergschloss in Bicske mit dem Landsitz, der Sternwarte und dem Mauso­leum war wahrscheinlich bis 1945 im Besitz der Familie. Während des Zweiten Welt­krieges gab es große Schlachten in der Ge­gend, das Schloss wurde nach schweren Kämpfen eingenommen, wobei sich die Frontlinie mehrmals verlagerte. Die sowje­tischen Truppen „haben das Schloss am 5. Januar eingenommen, nachdem dieses mehr als eine Woche lang von 12 deutschen Soldaten gehalten wurde. Während dieser Zeit haben die Russen pausenlos auf das Schloss eingeschossen, die Infanterie hat es mehrmals angegriffen, so verwandelte es sich in einen Schutthaufen.“52 Das Schloss wurde vollständig zerstört. Heute sind von der Sternwarte und dem Mausoleum auch nur noch wenige Reste zu sehen. Das Schloss wurde samt seiner Einrichtung ver­nichtet.53 Im Juni 1951, während der Zeit der kommunistischen Rákosi-Diktatur, wur­de das Ehepaar erneut interniert: Diesmal mussten sie ins Hajduckenland (Nordost­ungarn) gehen. Im März 1952 wurde ihre Villa in der Aréna (heute Dózsa György) Straße und ihr vierstöckiges Mietshaus enteignet, der Rest ihrer Wohnungsein­richtung wurde von Antal Géber über­nommen, er wurde jedoch 1953 ebenfalls verhaftet und eingesperrt, sodass er auch nicht mehr auf die Kunstschätze aufpassen konnte, während seiner Abwesenheit wurde alles gestohlen und auseinander ge­tragen.54 Verschenken und Verkauf der Samm­lung Heute ist von der Sammlung kaum etwas übrig. 1935 schenkte Frau Stéger dem Kunstgewerbemuseum sechs Silberlöffel.55 143

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