Prékopa Ágnes (szerk.): Ars Decorativa 31. (Budapest, 2017)

Hilda HORVÁTH: Sechs Löffel und sechs Stühle. Die Kunstsammlung des Ehepaars Stéger-Urbán - und was davon geblieben ist

denn die Grundlage seiner Kunstsamm­lung bildeten die Gemälde, die Nemes ihm als „Abzahlung“ seiner Schulden über­reichte. Urbán hat sein Unternehmen mehrmals beinahe von Null aufgebaut, zu­erst vor dem Ersten Weltkrieg, dann nach dem Krieg zuerst im slowakischen Landes­teil, später in Rest-Ungarn. Seine Lauf­bahn war eng mit dem Kohlehandel und dem Kohlebergbau verbunden und über­spannte die schwierigsten Jahre des ungari­schen Bergbaus. Ab 1912 erlebte der Berg­bau im historischen Ungarn einen Auf­schwung, der Bedarf der Kriegsindustrie trug zur weiteren Steigerung des Kohleab­baus bei. Die nach dem Ersten Weltkrieg entstandene Situation: die Proletardikta- tur, die rumänische Besatzung und Plün­derungen sowie das ungarische Trauma des Landesverlustes nach dem Friedens­vertrag von Trianon bremsten jedoch das Wirtschaftsleben, erst eine (relativ schnel­le) Konsolidierung führte erneut zu erhöh­tem Bedarf an Kohle, der nun im ge­schrumpften Land, durch die Mobilisie­rung aller Kräfte befriedigt werden konn­te. Der Kohlebergbau erwies sich als gutes Geschäft: Ab 1921 wuchs das Interesse daran ständig, die große Nachfrage hat den Bergbau weiter erhöht.34 So wurde die Fir­ma Urban S. L. (mit Sitz in Budapest, Nä- dor-Str. 17) immer erfolgreicher. Der Ehe­mann von Anna Urban, Dr. György Sté- ger, hat zwar in der Petrolindustrie gear­beitet, aber wahrscheinlich hatte er nach seiner Eheschließung auch im Unterneh­men seines Schwiegervaters eine führende Position inne. Allerdings wird er in einem Dokument als Kohlebergwerkbesitzer er­wähnt, der die Kohle auf Flößen Richtung Österreich transportierte.35 Es ist erwähnenswert, dass Stéger auch Mitglied des Ungarischen Automobilclubs wurde, und einen Preis für Autorennfahrer stiftete.36 Diese Tätigkeit mochte ja nicht weit von seiner Arbeit in der Petrolindust­rie liegen. Interessant ist, dass mehrere auf­strebende Kunstsammler die Automobilin­dustrie gefördert oder mit Aufmerksamkeit verfolgt haben, einige wurden selbst Renn­fahrer, wie z.B. der Bruder von Emil Delmär, Walter,37 oder die jüngeren Mit­glieder der Familie Wolfner, András und László.38 Der Vertreter von Mercedes-Benz in Ungarn, gleichzeitig Direktor der Firma Autotaxi, Jenő Káldi, war ebenfalls ein her­ausragender Kunstsammler. Der Kreis die­ser Sammler zeichnete sich gerade durch sein Interesse am Neuen sowie seine schnellen Antworten auf die Herausforde­rungen der Zeit aus. All das zeigte sich im Wirtschaftsleben genauso wie im Reich­werden oder der Tätigkeit als Kunstkenner. Wahrscheinlich war unser György Sté­ger - und kein anderer mit dem gleichen Namen - 1914 der erste Generalsekretär des Ungarischen Fechterverbandes. Er stand auch auf der Mitgliederliste der Ge­sellschaft der Ungarischen Ökonomen. Wie es in der Zwischenkriegszeit von den Wohlhabenden allgemein erwartet wurde, nahm auch György Stéger an Spendenakti­onen für die Bedürftigen teil:39 Vor allem unterstützte er die Sammelaktionen der Gattin des Reichsverwesers Miklós Hor­thy zur Bekämpfung der tiefen Armut.40 Einen Teil seines Vermögens legte Stéger im Landbesitz an. Im Komitat Fejér besaß er ab den 1920er Jahren Ländereien mittle­rer Größe, am Anfang der 1940er Jahre kaufte er Landbesitz bei Mány (650 Mor­gen)41 und in Csordakütpuszta (200 Mor­gen).42 Von seiner Stiftung wurde im trans- danubischen Bicske (auf dem Kirchenplatz in der Räkoczi-Straße) eine Landesfahne aufgestellt.43 138

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