Prékopa Ágnes (szerk.): Ars Decorativa 31. (Budapest, 2017)

Hilda HORVÁTH: Sechs Löffel und sechs Stühle. Die Kunstsammlung des Ehepaars Stéger-Urbán - und was davon geblieben ist

HILDA HORVÁTH SECHS LÖFFEL UND SECHS STÜHLE DIE KUNSTSAMMLUNG DES EHEPAARS STÉGER-URBÁN - UND WAS DAVON GEBLIEBEN IST Am 15. Januar 1947 entstand ein Brief von Frau György Stéger geborener Anna Ur­ban an Dr. Sándor Jeszenszky, pensionier­ten Abteilungsleiter des Ministeriums, an den nach dem Zweiten Weltkrieg ernann­ten Ministerialrat der verschleppten Kul­turgüter, in dem sie über die Schäden in ihrer Kunstsammlung berichtet. 98% der Kunstgegenstände, die im Besitz von ihrem Ehemann, Dr. György Stéger (Regierungs­oberrat und Geschäftsmann) und ihr wa­ren, seien während des Zweiten Weltkrie­ges und der Ereignisse danach verschwun­den.1 Frau Anna Urbán hat das Vorhaben des Ministerialrats begrüßt, nach den ver­schollenen Kunstgegenständen zu forschen und diese an die Eigentümer zurückzufüh­ren, sie hat den Brief in der Hoffnung ge­schrieben, dass ihre Kunstgegenstände wie­der gefunden werden. Das Zuhause der Familie Stéger2 befand sich in Budapest, unter der Dózsa György- Straße 96 (damals Aréna Straße), an der Ecke der Lendvay-Straße. Die Einrichtung der Eingangshalle ihrer Wohnung be­schrieb Tibor Somlai in ihrem Buch Volt és nincs3 (Es war einmal und es ist nicht mehr) als das attraktivste Interieur unter den dar­gestellten Wohnungseinrichtungen. Die Wohnung war tatsächlich in einem großar­tigen Stil gehalten, vor den weißen Wänden sahen die bunt bezogenen Möbelstücke, Teppiche und die eingerahmten Textilien eindrucksvoll aus. Da die Eingangshalle kein Fenster hatte, sorgten ein großer Kronleuchter, in die Decke eingelassene Lampen und Wandleuchter für Licht. Im länglichen Saal herrschten damit - wahr­scheinlich ohne die Absicht der Eigentü­mer - ideale Verhältnisse für die verletzli­chen Textilien, da sie weder an den Wänden noch an den Möbeln schädlichen UV- Strahlen sowie einer starken Lichteinstrah­lung ausgesetzt waren. Die Sessel im Stil des 18. Jahrhunderts waren etwas unter­schiedlich, ihr Bezug war bestickt: auf schwarzer Grundlage mit gros point-, die feineren Details mit petit point-Stichen ge­fertigt. Diese Kunstgegenstände kamen im großen, luftigen Raum hervorragend zur Geltung, so konnten ihre Qualitäten bes­tens genossen werden. Umfassende Informationen über dieses Interieur der Wohnung der Stégers bieten die - dank der glücklichen Fügung erhalten gebliebenen - Fotoaufnahmen4 aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg (Abb. 1—3) so­wie ein Artikel der Zeitschrift Magyar Művészet (Ungarische Kunst) aus dem Jah­re 1938.5 Sein Autor, der größte Kenner al­ler Sammlungen und selbst ein großer Kunstsammler, Antal Géber, bietet uner­setzliche Informationen über diese Samm­lung, im erwähnten Artikel genauso wie in seiner handschriftlichen Zusammenstel­lung der ungarischen Kunstsammler.6 Da Gébers Frau, Clarissa Urbán (JT953) die Schwester von Frau Stéger, geborener 127

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