Prékopa Ágnes (szerk.): Ars Decorativa 30. (Budapest, 2016)
Nadine FINSTERWALD: Gewirkte Szenen aus dem Leben des heiligen Bernhard. Eine Untersuchung der zwei Tapisserien aus dem Kunstgewerbemuseum in Budapest
NADINE FINSTERWALD GEWIRKTE SZENEN AUS DEM LEBEN DES HEILIGEN BERNHARD. EINE UNTERSUCHUNG DER ZWEI TAPISSERIEN AUS DEM KUNSTGEWERBEMUSEUM IN BUDAPEST1 Im Rahmen einer an der Universität Bern eingereichten Masterarbeit sind zwei Tapisserien aus dem Besitz des Kunstgewerbemuseums (Iparművészeti Múzeum) in Budapest, welche Szenen aus dem Leben des heiligen Bernhard von Clairvaux zeigen, eingehend betrachtet worden. In diesem Artikel sollen nun die wichtigsten Erkenntnisse jener Arbeit aufgezeigt werden. Dabei wird der Fokus auf mögliche Vorlagen der zwei Tapisserien gelegt und die Frage diskutiert, ob die zwei Stücke aus dem Museum in Budapest zu einer Folge, welche aus mehreren Stücken besteht, gehören. Beschreibung und Ikonografie Durch die Objektbeschreibung und die daraus resultierenden ikonografischen Flinweise konnten Überlegungen zu möglichen Vorlagen ausgeführt werden. Die dargestellten Ereignisse konnten anhand der Sekundärliteratur2 in das Leben Bernhards eingeordnet werden und sollen im Folgenden aufgelistet werden, damit Abweichungen zu der bereits vorhandenen Literatur ersichtlich werden. 1. Tapisserie (Inventarnummer 61.423) (Abb. 1.) 1.1. Szene 1: Darbringung im Tempel (Abb. 6.) 1.2. Szene 2: Victor vor Papst Innozenz II Diese Szene wird in der Literatur unterschiedlich gedeutet. Während in Péter 19913 die Szene so benennt wird, dass hier Bernhard seine Bischofswürde ablehnt und damit das Schisma beendet, nennt Paffrath nach Tempesta die Szene „Aussöhnung des Petrus Pisanus mit Papst Innozenz II.“.4 Da jedoch die am Boden liegende Tiara das Insigne eines Papstes ist und nicht das eines Bischofs, wird die Deutung nach Emőke László in Péter 1991 nicht weiter verfolgt, wobei es sich zeitlich gesehen tatsächlich um das Ende des Schismas handeln muss. Obwohl diese Szene auch bei Paffrath beschrieben wird, ist die Zuordnung der Titel zu den Szenen nicht ganz verständlich. So sollte diese Szene die Abdankung Victors genannt werden, während die Versöhnung Petrus Pisanus eine Szene vorher stattfinden müsste. (Abb. 7.) 1.3. Szene 3: Bernhard und Petrus von Pisa vor König Roger von Sizilien Auch darüber, welches Ereignis in dieser Szene dargestellt ist, gibt es zwei verschiedene Deutungen in der Literatur. In Péter 1991 wird darin die Überzeugung Konrads III. an den Kreuzzügen teilzunehmen gesehen, während Paffrath bei derselben Darstellung eines Kupferstichs nach Tempesta von „Bernhard bei König Roger in Sizilien“5 spricht. 79