Prékopa Ágnes (szerk.): Ars Decorativa 30. (Budapest, 2016)

Miklós GÁLOS: Eine Taufgarnitur von Hans Jakob II. Baur in Ungarn. Neuzuschreibung und Provenienz eines Augsburger Ensembles

aus gerechten Ursachen über erst gemelte Evangelische Pfahrr Gemaine allhier verhangen sollte, daß dero Religions- Exercitien gänzlichen solten cassiert und abgeschafft werden, ich vorbemelts peck- chen und Khanden wider zu mir nehmen, und also mit meinen eygenthümhlichen gut, ohne mennigliches Irrung oder einspruch damit meines gefallens zu disponieren Vorbehalte. Wie dann zu dessen mehrerer Bekrefftigung ich diese Recognition nicht allein eygenhändig geschrieben, sondern auch unterschrieben, undt mit meinem gewöhnlichen Insigel verferdiget, So ge­schehen in Oedenburg den 25. Monathstag Augusty des 1676-igsten Jahr. L. S. Adam Gällffy Die Taufgarnitur überstand anscheinend die große Odenburger Feuerkatastrophe vom 28. November desselben Jahres, die große Teile der Stadt in Schutt und Asche legte und auch die neu errichtete evan­gelische Holzkirche vernichtete.12 Gálffy unterstützte großzügig den Neubau und stiftete der Gemeinde weitere wertvolle Gegenstände: einen emaillierten Kelch, ein silbernes Altarkreuz und einen Messing­lüster.13 3. Meisterfrage Auf den Fotos von den an der Taufgarnitur angebrachten Meisterzeichen ist in der Vergrößerung gut sichtbar, was mit bloßem Auge eigentlich nur an der Schüssel deutlich erkennbar ist: Das Meisterzeichen besteht nicht aus den Buchstaben I und B, sondern ist ein ligiertes HB, wobei der Querstrich des H sehr dünn ausgeführt ist. (Abb. 5) In dieser Form wurde das Zeichen zuerst von Hannelore Müller im Katalog zur Augsburger Barockausstellung von 1968 beschrieben.14 Helmut Seling hat 1980 dieses Zeichen Hans Jakob II. Baur zu­geordnet.15 Hans Jakob Baur, dessen Vater und dessen Sohn beide den gleichen Namen trugen und ebenfalls Goldschmiede waren, war evangelisch. Um 1652 wurde er Meister, von 1677 bis zu seinem Tod im Jahre 1679 war er Geschaumeister der Zunft und in seinem letzten Lebensjahr auch Mitglied des Großen Rates.16 Schon Hannelore Müller bemerkte - obwohl sie im Katalog von 1968 dem Meister ein eindeutig fremdes Werk zu­schrieb -, dass sich Hans Jakob II. Baur anscheinend auf evangelische Altargeräte spezialisiert hatte. Unter seinen von Hel­mut Seling aufgelisteten Arbeiten finden sich wiederholt Abendmahlskannen und Hostiendosen sowie eine weitere Tauf­schale.17 Als Analogie zu unserer Taufkanne kann die Abendmahlskanne der evan­gelisch-lutherischen Kirchengemeinde St. Ulrich zu Augsburg gelten, die in ihrem Aufbau und ihrem Dekor viele Gemein­samkeiten mit der Budapester Kanne aufweist.18 Mit der Odenburger Schüssel ist die Taufschüssel der evangelisch-lutherischen Johanneskirche zu Crailsheim eng ver­bunden.19 Die Ornamentik dieser zwölf- passigen Schüssel besteht ebenfalls aus einer Kombination von Akanthusblättern und realistischen Früchten, auch wenn das Dekor aufgrund seines größeren Maßstabs deutlich anders wirkt. (Abb. 6) Gleichwohl ist das in ihrer Mitte eingesetzte Medaillon mit der Taufe Christi nach der Ödenburger Schüssel gestaltet. Die Darstellung ist eine Reduktion des Vorbildes. Außer den zwei Protagonisten erscheinen hier ausgewählte Nebenfiguren, unter anderen die links platzierte Repoussoir-Figur eines sitzenden 13

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