Prékopa Ágnes (szerk.): Ars Decorativa 29. (Budapest, 2013)
Balázs SEMSEY: Irreguläre Ornithologie. Angaben zur (Um)Gestaltung der Interpretation eines Motivs
8. Relief an der Fassade eines Bürgerhauses in Neusohl, 18. Jh. (Foto: Balázs Semsey, 2005) jedoch gewiss zu sein, dass in der oberen Hälfte des durch die Empore horizontal geteilten Saales die Gemälde und Statuen - die antiken Autoren, die Kirchenväter und der Hl. Benedikt von Clairvaux - Vertreter einer pathetischeren, intellektuelleren Sphäre sind, während die in der unteren Hälfte platzierten grotesken Gestalten eher an die materielle Welt anzuknüpfen sind, und als solche tragen sie negative Bedeutung.27 Das besprochene Motiv taucht in der ungarischen Kunst ebenfalls an mehreren Stellen auf. Am frühesten an der 1743 bemalten Kassettendecke der reformierten Kirche in Nagybereg (Berehi, Ukraine), die von den beiden Meistern aus Debrecen, János Ado- nyi Asztalos und János Pap verfertigt wurden.28 Die inzwischen vernichtete Decke ist lediglich aus der Beschreibung von Tivadar Lehoczky bekannt, der Bericht aus der Jahrhundertwende beschreibt eine der bemalten Kassetten folgendermaßen: „Unübertrefflich ist unter anderem eine riesige Gans, die mit ihrem langen Schnabel die Nase auf dem untröstlichen Gesicht des auf ihren Kropf gemalten Mannes gewaltig packt, während rundum dieser weise Satz zu lesen ist: Nosce te ipsum: capes tibi Na- sum (Erkenne dich selbst und du erhältst deine Nase). Immerhin wurde man auf seltsame Weise zur Selbsterkenntnis angespornt.”2'1 Nur wenige Jahre später, 1748 9. Schreibschrank, Süddeutschland, 1740-1750, Kunstgewerbemuseum, Budapest entstand die Holzdecke der reformierten Kirche in Técső (Großteutschenau, Tyachiv, Ukraine), wo der Vogel wiederholt auftaucht, diesmal jedoch ohne schriftliche Erklärung.30 Neben der Darstellung in der 48