Prékopa Ágnes (szerk.): Ars Decorativa 29. (Budapest, 2013)

Dóra REICHART: Die Karriere einer Frau in einem Männerberuf in der Zwischenkriegszeit. Das Werk der Innenarchitektin Zsuzsa Kovács in den 1920er und 1930er Jahren

keit schaffen im Gegensatz zu den saube­ren, geraden Formen des Gebäudes einen Kontrast und eine Verspieltheit, die Kovács im französischen Kunstgewerbe entdeckt hat. „In den dortigen Möbeln sah ich eine Kreuzung der strengen, starren Formen und der Romantik. Die Franzosen sind nie so streng [...]. Dieser mildere Geist stand mir immer näher”, sagte sie.46 (Abb. 12) Die Ékes-Villa war eine ihrer letzten großen Arbeiten in individueller Ausführung. Zsuzsa Kovács ist mit ihrer Innenarchi­tekturtätigkeit - mit den Worten von Gyula Kaesz - als „einziger erfolgreicher weiblicher Einrichter-Star“47 der Zeit eine unumgängliche Figur der ungarischen mo­dernen Innenausstattungskunst. Die Rolle der „Dirigentin”, der „Regisseurin” über­nehmend, die bloß ästhetischen Grenzen überschreitend brachte sie ein viel ernsthaf­teres Prinzip der Anordnung zur Geltung, das bestrebt war, die grundlegenden geisti­gen und physikalischen Bedürfnisse des ganzen Menschen zu befriedigen. Diese sich auf alles erstreckende Auffassung, die universelle Werte und Regeln schaffen wollte und auf beinahe prophetische Weise Erlösung versprach, war der Leitfaden des Modernismus der 30er Jahre. Zsuzsa Ko­vács vertrat diese Anschauung und ver­ewigte sich mit ihren theoretischen und praktischen Arbeiten als Frau in einer Män­nerwelt in der Geschichte des Modernis­mus in Ungarn. ANMERKUNGEN 1 Frank, János: Kovács Zsuzsa [Zsuzsa Kovács]. In: Szóra bírt műtermek [Zum Reden gebrachte Ateliers]. Budapest 1975 (im Weiteren: Frank 1975), S. 170-173. 2 Im Jahr 1945 war sie in der Dekorationsabteilung der Ungarischen Kommunistischen Partei (MKP) tätig. Ab diesem Zeitpunkt war sie Organisatorin und drei Jahre lang Generalsekretärin der Freien Gewerkschaft der Kunstgewerbler (Magyar Iparművészek Szabad Szakszervezete). Zwischen 1948 und 1953 arbeitete sie in der Wirtschaftsabteilung der MKP als Architektin und Innenarchitektin, später beim Planungsinstitut für Hochbau (Magasépítési Tervező Intézet, MATI). Ab dem Jahr 1953 war sie beim Unternehmen für die Planung von Wohn- und Kommunalgebäuden (Lakó- és Kommunális Épületeket Tervező Vállalat, LAKÓTERV) Atelierleiterin für Innenarchitektur. Sie war Gründungsmitglied des Ungarischen Verbandes der Baukünstler (Magyar Építőművészek Szövetsége) und drei Jahre lang Sekretärin der Fachabteilung für Innenarchitektur. Archiv des Kunstgewerbemuseums, KLT 745/103. 3 Kovács, Zsuzsa: A lakásberendezés ábécéje [Einmaleins der Wohnungseinrichtung]. Budapest 1968. 4 Archiv des Kunstgewerbemuseums, KLT 638-754, KLT 3168-3210, FLT 22071-22679, KRTF 7226-7445. 5 Archiv des Kunstgewerbemuseums, KLT 745/97-98. Zsótér, László (Hg.): A Magyar Iparművészeti Egyetem hallgatói 1880-2004 [Die Studenten der Ungarischen Universtität für Angewandte Kunst]. Budapest 2005, S. 75. 6 Nicht außer Acht gelassen werden können die unter anderem auf Grund der Entwürfe von Kató Kaeszné Lukáts und in der Leinweberwerkstatt von Éva P. Szabó ausgeführten modernen Wohnungstextilien, die Keramiken von Lili Márkus, Jolán Cser oder Éva Zeisel und die Lampen von Margit Tevan - all diese sind markante Zubehörteile und Protagonisten der modernen Heime der Zeit, so teilweise auch der von 97

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