Szilágyi András (szerk.): Ars Decorativa 26. (Budapest, 2008)
Imre TAKÁCS: Opus duplex in der Goldschmiedekunst des 13. Jahrhunderts und die höfische Kultur
primus inter pares mit seinen Rittern zusammen ausübt und seine höchste Tugend die Freigebigkeit, die largitas, ist, die zusammen mit der Untertanentreue im ethischen Bewusstsein des Adels noch vor der Tapferkeit, der virtus, steht. Chretien de Troyes (um 1135-1183), Autor der französischen Variante des Arthur-Romans, den die Fäden des literarischen Dienstes an das Champagner und flandrische Haus knüpften, d.h. eine solche aristokratische Umgebung, die seit 1215 auch innige ungarische Familienkontakte pflegte, hob die Tugend largesce gerade auf die Höhe der Caritas. 11 Wenn die Narration der Krakauer Krone tatsächlich nichts anderes ist, als die Wertordnung einer Gesellschaft in Vorbildern und Geschichten gedrängt, dann hat diese Tatsache bei der Bestimmung des Kreises, in dem die einzelnen Schöpfungen der hier dargestellten Kunstwerkgruppe zustande gekommen sind, eine herausragende Bedeutung. Denn diese Umgebung, die Erec' Geschichte als Ideal zum Leitmotiv des figuralen Programms auf dem Diadem eines Herrschers und dadurch zum sekundären Propagandaträger der Macht machte, kann man sich in einer speziellen und gut bestimmbaren historischen Situation vorstellen. Und zwar an einem königlichen Hof, an dem das Idealbild der Talelrundenlegende von dem großzügigen Herrscher und den ihm treu ergebenen auserwählten Mitgliedern der Aristokratie, deren Treue der König durch maßlose Freigebigkeit belohnt, vollkommen auf den Herrscher und seine ritterliche Hofhaltung passt. Einer immer wiederkehrenden Formulierung in den Dokumenten Andreas' II. nach „ist für den Herrscher das beste Maß der Freigebigkeit die Maßlosigkeit". Das Bildprogramm, das auf der Krakauer Krone dargestellt ist, kann man kaum unabhängig von den ungarischen historischen Quellen und den daraus zu entnehmenden Erinnerungen der ritterlichen Ideologie zur Zeit Andreas' II. betrachten. „Die Verbreitung dieses Stils wurde durch die Kreuzzüge und vor allem durch die auf die Jmpresa' folgende intensivere Kommunikation gefördert", schrieb Eva Kovács. 78 Die Wanderkünstler von sehr unterschiedlicher Muttersprache und kulturellem Hintergrund, die sich an den Höfen niedergelassen hatten, konnten in nicht geringem Maß Träger und Vermittler dieser sich schnell modernisierenden, im Grunde genommen internationalen künstlerischen und kulturellen Welt gewesen sein. Anhang Verzeichnis der aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts bekannten mitteleuropäischen opera duplicia 1. Schmuckstück aus dem Palermer Grab der Konstanze (fl222), einstige Königin von Ungarn, dann Kaiserin (aufgrund einer Darstellung aus dem 18. Jahrhundert) Daniele, F.: I regali sepolchri del Duomo di Palermo ricinisciuti e illustrati. Napoli 1784, S. 82; Schramm, Percy Ernst: Kaiser Friedrichs II. Herrschaftszeichen. Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften Göttingen, Philologisch-Historische Klasse, Dritte Folge, Nr. 36, Göttingen 1955, S. 76. 2. Krone „A" an dem Krakauer Kronenkreuz, wahrscheinlich aus der Mitgift