Szilágyi András (szerk.): Ars Decorativa 25. (Budapest, 2007)

Hilda HORVÁTH: Französisches Luxusparfüm - in einer einstigen Budapester Wohnung

auf die Vergangenheit der Parfümher­stellung, auf die Insel Zypern hin, wo Blumen mit starkem Duft sehr früh zur Herstellung von Duffstoffen verwendet wur­den. Nach einer anderen Vermutung bezieht sich der Name auf die Art und Weise der Herstellung, auf die Zusammen­setzung des Stoffes. Roger et Gallet verwendete die gleiche Aufmerksamkeit auf die Qualität und die Ausstattung, den Entwurf der Packungen. Die anspruchsvolle Sorgfalt gehört bis zum heutigen Tag unverändert zu den Grund­sätzen der Firma. Ihre Produkte kamen be­reits Ende des 19. Jahrhunderts in voll­kommener Packung an den Markt: Die Destillate wurden in handliche, durch­sichtige Fläschchen abgefiillt, deren Glas­stöpsel großen Variationsreichtum aufwiesen. Dann wurden sie in handliche, gepolsterte Schachteln gelegt, die mit Luxuspapier bezogen, mit vergoldeten Aufschriften und reichem Dekor versehen wurden. Die Schutzmarke, der Firmenname, stand an hervorragender Stelle, die auf bezeichnende Weise verschlungenen Buchstaben R und G verrieten auf den ersten Blick den Namen der Herstellungsfirma und garantierten sozusagen für die Qualität des Parfüms. Außer dem Etikett mit Aufschrift kam auch ein rundes Firmenzeichen an die Flaschen, in dem auf den „Grand Prix“ der Pariser Weltausstellung von 1889 hingewiesen wurde. Leider fanden wir an den Fläschchen selbst kein Zeichen. In zwei Schatullen gibt es eine Beilage mit interessant formuliertem Text, in dem sich die Firma einerseits gegen die Reklamen und verschiedenen Anzeigen, andererseits zur Qualität bekennt.6 All das zeugt auch davon, daß die Firma vor allem den Ansprüchen des bereits vorhandenen Käuferkreises zu genügen suchte. Unter den Packungen ist die Schatulle, mit einer weißen Lederimitation aus Papier bezogen und mit drei Parfümfläschchen zur Parfümierung von Taschentüchern darin, einmalig in ihrer Art.7 Dazu gehört eine Beschreibung des Produkts in der Form alter Urkunden, die die Produktfamilie „Gallia“ mit Parfüm, Seife, „kölnisch Wasser“ und Reispuder, jeweils mit verschiedenen Duft- stoffen vorstellt. Diese Beilage ist zugleich ein Qualitätsattest und lenkt die Auf­merksamkeit im Interesse der Vermeidung von Fälschungen auf das Garantiesiegel hin. In der Schatulle befinden sich drei her­metisch verschlossene Fläschchen; die roten Bänder, die reliefartigen Siegel und das gebrochene Weiß der Etikette heben das golden schimmernde Parfüm mit dem Phantasienamen „Weiße Iris“ hervor. Die Form der Flaschen ist einfach; ähnliche finden sich im Musterkatalog der Firma von 1902, der eine breite Auswahl der kleinen Flakons darstellt.8 Sämtliche Parfümpackungen sind Luxus­packungen, die jedoch für zunehmend wei­tere Kreise zugänglich waren. Der große Wirtschaftsaufschwung der Österreichisch- Ungarischen Monarchie brachte die Erstarkung der Mittelschichten mit sich und eine Entwicklung auf allen Bereichen des Lebens. Das Bürgertum, die wohlhabende Schicht der Intelligenz war nicht nur in Paris, sondern auch in Budapest anspruchs­voll. Budapest erlebte an der Wende zum 20. Jahrhundert eine Glanzzeit. Die Waren­fülle und die Auswahl war unglaublich reich, besonders in der Pester Innenstadt, in der Koronaherczeg utca (Kronprinzgasse), wo auch die Familie Janny lebte. „Wer sich in der Innenstadt niederließ, blieb sein Leben lang ein vornehmer Mensch. [...] Waren aus Paris kamen direkt hierher und dufteten wie die Damen in den Soireen der Großen Welt.“9 Professor Dr. Gyula Janny kaufte die französischen Parfüms vielleicht in Budapest, vielleicht auf seinen Reisen für 84

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