Szilágyi András (szerk.): Ars Decorativa 25. (Budapest, 2007)
Hilda HORVÁTH: Französisches Luxusparfüm - in einer einstigen Budapester Wohnung
sorgsam gepolsterte Schatullen gelegt und mit Schutzmarke, Etikette, eventuell mit der Beschreibung des Produkts und einer Anleitung versehen. Handelspackungen mußten anspruchsvoll und verlockend sein. Heute sind freilich intakte Stücke äußerst selten, besonders ungeöffnete Schatullen. Für die französischen Parfümpackungen sind Traditionalismus, eine Art feine, sinnliche Eleganz und leichter französischer Geist gleicherweise kennzeichnend. Zuerst möchten wir die Packung und das Parfüm der Firma L. T. Piver vorstellen. Der Vorläufer der auch heute bestehenden Firma wurde noch im 18. Jahrhundert in Paris gegründet und wurde bald Hoflieferant. Die Geschichte der Firma reicht von der Zeit Ludwigs XIV. bis ins 21. Jahrhundert, das Geheimnis ihres Bestandes und ihres Blühens besteht darin, daß sie sich bei Bewahrung der Tradition auch ständig zu erneuern wußte. Der Name der Firma ist verbunden mit angenehm raffinierten, originellen Düften und einer eleganten und farbenreichen Produktionspalette. Sie setzte vielerlei Waren in Umlauf und schuf mehrere Duftkompositionen; sie gründete in Grasse zur Bearbeitung von Blumen einen eigenen Betrieb. Jahrhundertelang im Vorfeld zu bleiben, bedeutete eine wahre Herausforderung, der die Firma durch Produkte voller Emotionen und Phantasie nachkam, von denen mehrere als Glanzleistungen der französischen Parfümindustrie gelten. Die Firma eroberte die Welt, hatte weltweit Niederlassungen, zu ihren Käufern gehörte die Familie Bonaparte genauso wie Sarah Bernhard. Sie erntete Anerkennung an den Weltausstellungen und wurde mit Medaillen und Auszeichnungen bedacht. Die feinen Duftdestillate wurden in Kristallflaschen verkauft, für Sammler sind die Lalique- und die Baccarat-Stücke die begehrtesten. 1. Die Packung der Firma L. T. Piver (Coiylopsis du Japon) 1890-1900 Die Produkte und die Packungen der Firma L. T. Piver sind vielfältig, die Inspirationen dazu kamen aus verschiedenen Richtungen, von der klassischen Kunst bis zur Pflanzenornamentik. Orientalischen Einflüssen, der Verlockung des Exotischen, konnte sich im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts und an der Jahrhundertwende auch die Firma Piver nicht entziehen, als die Kunst Ostasiens, vor allem die japanische und chinesische Kultur der europäischen Kunst in vieler Hinsicht Anregungen vermittelte. Nach der japanischen Ausstellung von 1867 wurden die Handelsbeziehungen belebt, und der namhafte Kunsthändler S. Bing gab unter dem Titel Le Japon Artistique eine Zeitschrift heraus (1888-1891). Ein Beispiel für den orientalischen Einfluß ist das Produkt Cojylopsis du Japon der Firma Piver. Die Bezeichnung verweist auf einen aus Japan stammenden laubabwerfenden Zierstrauch, den Zierhaselnußstrauch bzw. dessen duftige gelbe, gelbgrüne Traubenblüten. Das Fläschchen ist ungeöffnet, versiegelt (bedauerlicherweise ist ein winziger Teil des kleinen roten Siegels weggebrochen), die Form des Stöpsels ist also nur zu erahnen. 81