Szilágyi András (szerk.): Ars Decorativa 24. (Budapest, 2006)

Orsolya BUBRYÁK: Inter arma silent Musae - „Geheimnisse" eines Brettspiels aus dem 17. Jahrhundert

Person, die mit der Anfertigung des Brett­spieles in Zusammenhang gebracht werden kann - unter den führenden Persönlichkeiten im Kampf gegen die Türken gesucht werden müsste. Auf dem Brettspiel sind insgesamt sechs gestickte, lorbeerkranzumrandete Em­bleme, zu jedem Spiel gehören zwei, die auf der viereckigen Mühle- und Damespielseite in dem Streifen über und unter dem Spielfeld und auf der rechteckigen Tafel für das Puff-Pasch-Spiel in dem breiten Streifen in der Mitte des Spielfeldes sind. Was die Embleme betrifft, ihr gemeinsamer „Protagonist" ist der Adler. Auf der Seite mit dem Damespiel stürzt er sich auf Tiere im Wasser, auf Fische (Abb. 4 -5), auf der Mühlespielseite auf Tiere des Festlandes, eine hundertköpfige Hydra (Abb. 6) und einen Hirsch (Abb. 7). Auf der Seite mit dem Puff­Pasch-Spiel sind, als Herrscher der Luft, Vögel dargestellt, in dem einen Emblem kämpfen zwei Adler miteinander (Abb. 8), in dem anderen ist - wie es scheint - keine Jagdszene, sondern eine friedliche, liebevolle Geste: Ein Adler füttert seine Jungen (Abb. 9). Die Embleme können teils auf bekannte Emblembücher zurückgeführt werden, so zum Beispiel auf die Bände des Nürnberger Arztes Joachim Camerarius d. J. (1534-1598)." Die Szene, in der ein Adler einen Hirsch jagt, oder die Darstellung der hundertköpfigen Hydra sind genaue Nachahmungen der Illustrationen aus diesen Büchern, aber derjenige, der das Brettspiel anfertigte, hat zu seiner Arbeit ver­mutlich auch andere Kupferstichdarstellungen in Betracht genommen. Camerarius hat seine mit Kupferstichen illustrierte Symbolsamm­lung in den letzten Jahrzehnten des 16. und zu Beginn des 17. Jahrhunderts in vier Bänden herausgegeben, 12 das Emblembuch erlebte im Laufe des 17. Jahrhunderts noch zahlreiche weitere Auflagen." Vermutlich war es in ganz Europa verbreitet und wurde bis Ende des Jahrhunderts oder auch noch darüber hinaus benutzt. So kann - unserer Meinung nach - die Kenntnis der Embleme dieses Buches nur einen Ausgangspunkt für eine genaue Datierung liefern. Worauf die Kriegstrophäen bereits hinwiesen, dass nämlich der einstige Besitzer des Brett­spieles ein Feldherr oder Herrscher gewesen sein kann, scheint durch das „Leitmotiv" der Embleme, den Adler, bestätigt zu werden. Als gefährlichster Räuber der Lüfte und als Tier des Jupiters, des Herrn des Olymps, war der Adler außerordentlich geeignet, das Symbol ge­fürchteter Heerführer oder Herrscher zu sein, die sich mit den Göttern der klassischen Mythologie auf eine Ebene stellen wollten. So wurde der Adler zu einem allgemeinen, oft benutzten Herrschersymbol, das mit Vorliebe von den Herrschern des Habsburghauses ange­wandt wurde, da dieser Vogel auch auf ihrem Wappen vorkommt. Kaiser Ferdinand III. und sein Nachfolger, Leopold I., zum Beispiel wur­den häufig als Adler dargestellt, und noch dazu sehr oft auf Münzen, die - wie gesehen - auch als Vorlage für die Verzierung eines Brettspiels, bzw. der Brettsteine dienen konnten, so zum Beispiel auf der von Jan Luder aus Anlass des Entsatzes von Wien (1683) angefertigten Ge­denkmünze oder auf der zur Feier der Rücker­oberung Belgrads (1688) von Friedrich Klei­nert. 14 Auf der Medaille Jan Luders erscheint der mit Leopold in eine Parallele gestellte Adler betont als Symbol Jupiters, worauf die Umschrift auf der Rückseite der Münze auch aufmerksam macht: Wie Jupiter der Riesen Hand verkürzet, hat Leopold der Türken Macht versturzet. Aller Wahrscheinlichkeit nach können wir in jener Szene, wo der Adler den Hirsch angreift, eine ähnliche Deutung zuschreiben; der Adler symbolisiert auch hier, dem Emblematiksystem des Brettspieles gemäss, Jupiter (Abb. 7). Als wahrscheinlichste Quelle dieser Szene diente ein Emblem von Joachim Camerarius (Abb. 10), der den Adler in der Beschreibung des Emblems als „Vogel Saturns" bezeichnet. In seiner Interpretierung versinnbildlicht das Duell Adler - Hirsch die Bezwingung des stärkeren Gegners. Das Emblem ist mit der Inskription Instant victoria (dem Handelnden der Sieg) versehen, der dazu gehörende Text, die Subskription, lautet: Aspicis ut torquet voluc­ris Saturnia cervum, Nempe docet, vigili cunc­ta labore dar (Siehst Du, wie der Vogel Saturns

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